Rätsel der Woche:Kommt jetzt das Designerbaby?

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Ein Baby, ein Vater und: zwei Mütter. Ein Junge, bei dem defektes Erbgut gegen intaktes ausgetauscht wurde, hat die Diskussion über Designerbabys angefeuert.

Von Kathrin Zinkant

Die Reproduktionsmedizin hat in dieser Woche wieder viel Interesse und Kritik auf sich gezogen: Am Dienstag berichtete eine britische Zeitschrift über das erste Kind, das mit dem Erbgut dreier Eltern geboren wurde - zweier Mütter und eines Vaters. Das Baby wurde durch eine Mitochondrienersatztherapie erzeugt. Sie soll Erbkrankheiten des Stoffwechsels verhindern, indem das defekte Erbgut gegen intaktes ausgetauscht wird. Der fünf Monate alte Junge ist daher mehrmals als Designerbaby bezeichnet worden.

Ob es sich bei dem Drei-Eltern-Kind tatsächlich um ein Designerbaby handelt, ist eine Frage der Definition. Meist sind mit dem Begriff Babys gemeint, deren Leben nicht bedroht ist, aber deren Aussehen, Intelligenz und Persönlichkeit durch gestalterische Eingriffe ins Erbgut optimiert werden. Solche Designerbabys sind Fiktion. Für Manipulationen der genannten Eigenschaften fehlen die nötigen Kenntnisse der Genetik, auch die erforderlichen Techniken sind am Menschen nicht erprobt. Außerdem werden Merkmale wie Intelligenz oder Charakter nur zu einem Teil genetisch bestimmt.

Designerbabys in einem weniger kreativen Sinne existieren dagegen längst: Die Präimplantationsdiagnostik (PID) ermöglicht zwar keinen gestalterischen Eingriff ins Erbgut. Aus künstlich erzeugten Embryonenlassen sich mit der PID aber gezielt Mädchen oder Jungen auswählen. Oder Embryonen, die sich aufgrund ihrer Gene als Organspender für ein Familienmitglied eignet. Das erste dieser Rettungsgeschwister wurde vor 16 Jahren geboren. Die Technik des Drei-Eltern-Kindes ist nun sehr viel jünger ist als die PID, dennoch lässt sich mit ihr sehr wenig am Kind auswählen. Das Erbgut, das durch die Therapie ersetzt wird, liegt außerhalb des Zellkerns und umfasst lediglich 37 Gene des Stoffwechsels, die ausschließlich über die Lebensfähigkeit des Babys entscheiden. Der nun geborene Junge ist also eher kein Ergebnis eines Designs. Aber hoffentlich gesund.

© SZ vom 01.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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