Zwar treten auch dieses Mal einige Spitzenpolitiker an, allein sieben ehemalige Premierminister - darunter Massimo D'Alema (Italien), Poul Nyrup Rasmussen (Dänemark) und Mart Laar (Estland).
Doch die Prominenz aus Sport, Kultur und Gesellschaft ist dieses Mal in der Überzahl. Ihr gemeinsames Merkmal: Mit der Politik hatten sie bisher wenig oder gar nichts am Hut.
Auf den Wählerlisten der mittlerweile 25 EU-Staaten tummeln sich auch einige Spitzensportler.
In Estland tritt mit Erki Nool sogar ein aktueller Olympia-Sieger, der Leichtathlet holte 2000 in Sydney Gold im Zehnkampf.
Der ehemalige slowakische Eishockey-Star Peter Stastny hat sein Mandat so gut wie in der Tasche: Er ist Spitzenkandidat der slowakischen Regierungspartei Demokratische und Christliche Union.
Ebenfalls am Start:
Ebenfalls am Start: die finnischen Rallye-Champions Juha Kankkunen und Ari Vatanen. Letzterer hat schon eine Legislaturperiode hinter sich, in der er immerhin einen Bericht über "Meldeförmlichkeiten für Schiffe" in den EU-Häfen verfasste.
Der Finne hat allerdings den Wahlkreis gewechselt: Statt im hohen Norden tritt er diesmal im sonnigen Südfrankreich an, auf einer Liste der bürgerlichen französischen Regierungspartei UMP.
Auch die italienische Langlauf-Olympiasiegerin von 1994, Manuela Di Centa, versucht ihr Glück - sie zieht für die rechtsgerichtete Forza Italia des Regierungschefs Silvio Berlusconi ins Feld.
Dessen politischer Widersacher Romano Prodi, derzeit noch Präsident der EU-Kommission, konnte für seine linksliberale Liste ebenfalls ein populäres Zugpferd gewinnen - die wohl beliebteste italienische Fernsehjournalistin Lilli Gruber. Die aus Südtirol stammende 47-Jährige moderiert seit Jahren die Hauptnachrichtensendung des ersten RAI-Programms - mit Politik hat sie somit schon jetzt zu tun.
Viel Aufmerksamkeit zieht die 25 Jahre alte Carmen Kass auf sich.
Kass wurde vor vier Jahren vom Vogue-Magazin zum "Top-Model des Jahres" erkoren und hat nun einen Platz auf der Liste der konservativen estnischen Regierungspartei Res Publica erhalten.
Zweifel an ihrer Berufung zur Politikerin weist sie zurück: Am Anfang werde es sicher "hart" sein, räumt sie ein. Doch nach elf Jahren vor Kameras sei sie einiges gewöhnt, meint das Mannequin, das seit Jahren hauptsächlich in New York wohnt.
Sollte ihr der Sprung vom Laufsteg in die wenig glamourösen Sitzungsäle von Straßburg und Brüssel gelingen, will sie sich vor allem mit Drogenprävention beschäftigen.
Was die 35-jährige Porno-Königin Dolly Buster im Europaparlament bewegen will, liegt bislang im Dunkeln. Als Hinweis könnte lediglich das Wahlmotto der Liste der Unabhängigen Initiative dienen, auf der die in Deutschland lebende gebürtige Tschechin antritt: "Mehr Erotik für das Volk".
Allzu viele Gedanken um ihre künftige Tätigkeit braucht sich Buster wohl nicht zu machen - es könnte gut sein, dass ihre Liste an der Fünf-Prozent-Hürde scheitert.
Auch der frühere Astronaut Wladimir Remek könnte bei der konstituierenden Sitzung des neuen Parlaments im Juli mit von der Partie sein - er hat einen aussichtsreichen Platz auf der Liste der tschechischen Kommunisten.
Astronauten-Kollege Miroslaw Hermaszewski kandidiert in Polen, ebenso wie Oscar-Gewinner Andrzej Wajda.
In Portugal kandidiert mit Jose Saramago gar ein Literatur-Nobelpreisträger für die Kommunistische Partei.
Dass Prominente sich ins Europaparlament berufen fühlen, hat mittlerweile Tradition - doch nicht immer werden die Träume wahr: So schaffte vor fünf Jahren die italienische Ex-Diva Gina Lollobrigida den Sprung in die EU-Politik ebenso wenig wie eine ehemalige Miss Belgien.