Profil:Dmytro Jarosch

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Der Anführer des rechten Sektors und ist nun auch Armeeberater in der Ukraine.

Von Cathrin Kahlweit

Dmytro Jarosch war immer der erste Name, der fiel, wenn Moskau vor der Machtergreifung von Faschisten in der Ukraine warnte. Den Maidan-Aufstand, die Aufrüstung der Selbstverteidigungskräfte, die blutige Schlacht gegen die Truppen des alten Regimes, das Scheitern des Abkommens mit dem Ex-Präsidenten - all das, so heißt es im Kreml, hätten Faschisten wie Jarosch geplant und inszeniert. Aber auch im Westen gilt der 43-Jährige als Unberührbarer, als einer, der die proeuropäische Revolution und ihre Werte vergiftet mit seinem Radikalismus und Nationalismus. Warnungen vor einem Pakt der Regierung mit Rechtsradikalen wie ihm fanden und finden sich in jeder Politanalyse der EU.

In der Ukraine sieht man die Dinge anders. Jarosch gilt als: nützlich. Und vielen gilt er auch als Held. Der Anführer der radikalnationalistischen Gruppe Pravij Sektor, die sich vor Jahresfrist in eine Partei umgewandelt hat, aber bei der Parlamentswahl scheiterte, ist kein Politiker, obwohl er aufgrund seines Images als glühender Patriot ein Direktmandat erobern konnte. Bei der Präsidentschaftswahl kam er auf weniger als ein Prozent der Stimmen.

Die Ukrainer wollen den Mann aus der Nähe von Dnjepropetrowsk lieber als siegreichen Verteidiger des Vaterlandes sehen, der den Nichtskönnern in der Armee mal zeigt, wie man die Russen bezwingt. Seine paramilitärische Truppe kämpft gemeinsam mit anderen Freiwilligen-Bataillonen im Osten gegen die Separatisten, sie gilt als effizient und furchtlos, und in der Ukraine verzeiht man dem markanten Macho-Anführer dessen Ablehnung des Parlamentarismus westlicher Prägung, der Homo-Ehe, des Liberalismus. Er habe nichts gegen die EU, so Jarosch, aber sein Land sei zu lange unterdrückt gewesen, als dass es sich schon wieder fremden Herren unterwerfen solle. Antisemit, darauf legt er wert, sei er keiner. Jeder, egal welcher Religion oder Herkunft, sei sein Freund, wenn er helfe, sein Vaterland zu befreien.

Dieser Mann, der gemeinsam mit anderen Milizenführern aus Protest gegen die Inkompetenz der Armeeführung in Kiew einen eigenen Generalstab ausgerufen hatte, wurde nun vom Präsidenten zum Berater des offiziellen Generalstabs ernannt. Ziel ist die Eingliederung und Unterwerfung von Freiwilligen-Bataillonen unter die Befehlsgewalt der Armee; der Pravij Sektor hatte sich bis zuletzt dagegen gewehrt. Aber Jarosch und seine Männer einzubinden ist mehr als eine Disziplinierungsmaßnahme. Er gilt unter Soldaten als Legende, seine militärische Expertise ist unbestritten. So könnte Jarosch als neuer Berater des Generalstabschefs tatsächlich die Legitimation der Armeeführung erhöhen, während er selbst sein Image als unerbittlicher Russenfresser pflegt. "Es ist eine Win-Win-Situation für beide Seiten", sagt ein Armee-Experte. Aber die Sache ist riskant. Unterwerfung passt nicht zum Selbstbild des Ultra-Nationalisten. Selbst wenn es gegen einen gemeinsamen Feind geht.

© SZ vom 10.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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