Präsidentenwahl in Simbabwe:Stichwahl zeichnet sich ab

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Hochrechnungen von Regierungspartei und Opposition zufolge scheint der Amtsinhaber Robert Mugabe die Präsidentenwahl in Simbabwe verloren zu haben. Die Entscheidung könnte in der Stichwahl fallen - wenn Mugabe nicht vorher zurücktritt.

Sowohl die Oppositionspartei MDC als auch die Partei des Amtsinhabers Robert Mugabe rechnen mit einer Niederlage des langjährigen Machthabers. Nach den Hochrechnungen der Regierungspartei Zanu-PF erreicht Mugabe 43 Prozent der Stimmen, der Oppositionskandidat Morgan Tsvangirai soll auf 48,3 Prozent der Stimmen kommen. Damit dürfte Tsvangirai die 50-Prozent-Hürde nicht schaffen und somit nicht direkt ins Amt einziehen können. Erreicht keiner der Kandidaten die Hälfte der Stimmen, wird in einer Stichwahl entschieden.

Polizisten im Simbabwe bewachen Wahlurnen (Foto: Foto: AP)

Bisher hatten nur die MDC und das Netzwerk ZESN, das die Wahl beobachtet, mit einer Niederlage des 84-jährigen Mugabe bei den Präsidentschaftswahlen gerechnet. Nun decken sich auch die Hochrechnungen der Regierungspartei Zanu-PF mit den Daten des ZESN, das seine Beobachtungen auf ausgehängte Ergebniszettel vor 435 Wahllokalen stützt. Dem ZESN zufolgte erreicht der Oppositionschef 49,4 und Mugabe 41,8 Prozent der Stimmen.

Durch den knappen Vorsprung dürfte es zu einer Stichwahl zwischen Mugabe, der seit 28 Jahren autokratisch regiert, und dem Oppositionskandidaten Tsvangirai kommen. Um sie zu verhindern, müsste einer der Kandidaten die Hälfte der abgegebenen Stimmen erhalten. Die Entscheidung dürfte somit erst am 19. April fallen - wenn Robert Mugabe vorher nicht zurücktritt.

Die New York Times zitiert in ihrer Mittwochausgabe Diplomatenkreise, wonach Berater von Mugabe mit dem Oppositionsführer Morgan Tsvangirai über eine Übergabe der Macht verhandeln. Die MDC würde mit dem Militär, dem Geheimdienst und dem Gefängnisdirektor des Landes über die Machtübergabe sprechen, zitiert die Zeitung einen namentlich nicht genannten "westlichen Diplomaten". Ein Sprecher von Tsvangirai dementierte das jedoch.

Offizielle Ergebnisse liegen auch am dritten Tag nach der Abstimmung nicht vor. Die Opposition wirft der Regierung vor, die Verzögerung zur Wahlfälschung zu nutzen. Der Leiter der Wahlbehörde, Lovemore Sekeramayi, erklärte hingegen im Fernsehen, dass die Ergebnisse der Präsidentschaftswahl aus verschiedenen Provinzen nach wie vor bei der zentralen Wahlkommission einliefen. Dort würden diese in Anwesenheit aller Kandidaten oder deren Wahlbeauftragten zusammengezählt und geprüft.

Die USA und die EU haben die langsame Auszählung kritisiert und die Wahlkommission aufgefordert, die Teilergebnisse zügig zu veröffentlichen. Mugabe wird international für Misswirtschaft und Verstöße gegen die Menschenrechte kritisiert.

Die Regierung verstärkte ihre Sicherheitsvorkehrungen in den Hochburgen der Opposition in der Hauptstadt Harare und forderte die Bewohner auf, ihre Häuser nicht zu verlassen. Mugabe hat den Verdacht der Wahlfälschung zurückgewiesen. Er warnte die Opposition, jede voreilige Erklärung eines Wahlsiegs werde als Putschversuch verstanden.

© Reuters/AFP/bavo/mkf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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