Porträt:Ayatollah Mohammed Bakr el Hakim

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Ayatollah Mohammed Bakr el Hakim, der stets mit langem schwarzem Mantel und schwarzem Turban als Zeichen für seine Abstammung vom Propheten auftrat, war einer der prominentesten Führer der Schiiten im Irak.

Erst vor drei Monaten war der Chef des Obersten Rats für die Islamische Revolution in Irak (SCIRI) aus einem 23-jährigen Exil im Iran zurückgelehrt.

Zehntausende Anhänger hatten ihn bei seiner Ankunft in der heiligen Stadt Nadschaf begrüßt.

Der 64-jährige langjähriger Gegner des gestürzten Präsidenten Saddam Hussein vertrat eine eher moderate Politik: Zwar lehnte er die US-Besatzung ab, unterstützte aber gleichzeitig die von ihr eingesetzte Übergangsverwaltung.

Ein Leben im Schatten der Gewalt

Das ganze Leben Hakims, eines Sohns von Groß-Ayatollah Muhsin el Hakim war von Gewalt überschattet. Nach der Ermordung seines Mitstreiters Ayatollah Mohammed Baker el Sadr durch die herrschende Baath-Partei fühlte sich Hakim in seiner Heimat seines Lebens nicht mehr sicher und ging 1980 nach Teheran.

Drei Jahre später verhafteten irakische Sicherheitskräfte 125 Mitglieder seiner Familie und töteten 29 von ihnen. 18 weitere, darunter mehrere Brüder, verschwanden spurlos, nach Angaben eines Neffens wurden auch sie getötet.

1988 ermordeten irakische Agenten seinen Bruder Sejed Mahdi el Hakim in Sudan. Ayatollah Hakim selbst überlebte sieben Mordversuche.

Im Exil arbeitete Hakim 1982 mit an der Gründung des Obersten Rats für die Islamische Revolution, seit 1984 führte er die Organisation und auch deren bewaffneten Arm, die Badr-Brigade.

"Die Zukunft Iraks gehört dem Islam"

Der Name seiner Organisation war auch Hakims Programm. Mit Sätzen wie "die Zukunft Iraks gehört dem Islam" setzte er sich für die Einführung der Scharia, des islamischen Rechts, im neuen Irak ein.

Schon zu Beginn des Krieges machte Hakim seine Ablehnung der Irak-Politik der USA deutlich. Die Invasion sei "gegen die Interessen des irakischen Volkes" gerichtet, kritisierte er. Doch er wollte sich mit friedlichen Mitteln für ein Ende der Besatzung einsetzen.

Der Gelehrte mit dem langen weißen Bart spielte für die Schiiten, die 60 Prozent der irakischen Bevölkerung stellen, eine wichtige Rolle als "geistlicher und politischer" Führer. An der Tagespolitik beteiligte er sich nicht - die überließ er seinem Bruder Abdel Asis Hakim, der auch seine Organisation im Regierungsrat vertritt.

Immer wieder wurde Hakim mit dem iranischen Revolutionsführer Ayatollah Khomeini verglichen. Auch Khomeini hatte lange Jahre im Ausland gelebt, bevor er 1979 nach Teheran zurückkehrte, um Iran in einen Gottesstaat zu verwandeln und auf Konfrontation zu den USA zu gehen.

Doch Hakims Vertraute wiesen Befürchtungen zurück, Hakim könne zu einem "irakischen Khomeini" werden. Der Ayatollah selbst beschrieb sich als "einfacher Soldat der islamischen Revolution". Trotz seiner prominenten politischen Rolle vernachlässigte Hakim niemals die Theologie. Darüber hinaus verfasste er rund 40 Bücher.

(sueddeutsche.de/AFP)

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