Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück:Ein Thai-Boxer kämpft für Kurt Beck

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Einst verdiente er sein Geld mit Kampfsport, heute als oberster Personalvertreter bei Porsche. Jetzt soll Uwe Pütz die mutlose SPD und ihren Chef Beck im Wahlkampf anspornen.

Dagmar Deckstein

Ob die SPD noch zu retten sei, wurde Uwe Hück neulich gefragt. Worauf er ins prall gefüllte Schatzkästlein seiner alltagstauglichen Gebrauchsphilosophie griff und Folgendes hervorholte: "Also, ich bin Schwabe. Wenn Sie als Schwabe ein rotes Auto fahren, das voller Dellen ist, dann schmeißen Sie das auch nicht einfach weg. Da fangen Sie an, die Dellen rauszudrücken, damit es wieder glänzt und fährt. Und das muss jetzt bei der SPD auch passieren."

Gewann einst zweimal die Europameisterschaft im Thai-Boxen: Uwe Hück, neuer Wahlkämpfer für Kurt Beck und die SPD. (Foto: Foto: dpa)

Ehrensache für den bulligen Porsche-Betriebsratschef, dass er seinem Genossen Kurt Beck nach Kräften beim Dellenrausdrücken behilflich sein wird. Als Stimmungskanone bewährte sich Hück schon 2005 im Wahlkampf des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder. Der 103-Kilo-Mann hielt damals auf dem SPD-Sonderparteitag eine flammende Rede.

Nachdem er die Stimmung im Saal zum Kochen gebracht hatte, raunte ihm der damalige Parteichef Franz Müntefering trocken zu: "Hättest du noch zehn Minuten weitergemacht, hätten sie dich zum SPD-Vorsitzenden gewählt."

Keine Frage, dass Hück, dieser Paradiesvogel der Arbeiterbewegung, für etwas mehr Feuer in dieser derzeit reichlich mutlosen Partei sorgen könnte. Als Joker gegen die Linkspartei kann er dem Wahlvolk zeigen, dass es in der Arbeiterpartei tatsächlich auch noch Arbeiter gibt. Es wurde sogar schon darüber spekuliert, Hück winke im Erfolgsfall ein Ministerposten, was allerdings ziemlich unwahrscheinlich ist - auch wenn er jedes Kabinett ohne Zweifel beleben würde.

Eine Ausnahmeerscheinung ist der 46-jährige Betriebsratsvorsitzende beim profitabelsten Autobauer der Welt allemal. Der Gegenspieler von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking begann seinen Aufstieg in Zuffenhausen 1985 als Lackierer, nachdem er bereits als Profi im Thai-Boxen Karriere gemacht und zwei Mal den Europameister-Titel geholt hatte. Hücks Eltern waren bei einem Unfall ums Leben gekommen, da war der kleine Uwe gerade mal zwei Jahre alt.

So wuchs Hück in Kinderheimen auf, landete zwischenzeitlich auf der Sonderschule und fand durch solche Erfahrungen seine Lebensmaxime: "Wenn du dich nicht wehrst, wirst du beschissen." Bei Porsche wollte er sich damals nur verdingen, um Geld für die Weltmeisterschaft in Thailand zu verdienen. Aber er blieb - und wurde Deutschlands wohl ungewöhnlichster Betriebsratsvorsitzender.

Ein Mann wie ein Schrank, ein Durchboxer mit Glatzkopf, stets in schnieke Dreiteiler gewandet. Als Dienstwagen fährt er einen Porsche-Cayenne, privat leistet er sich einen schwarzen Carrera 4S. Seit Porsche bei Volkswagen eingestiegen ist, wurde Hück noch ein Stück mächtiger, fungiert er doch auch als Betriebsratschef der Dachorganisation Porsche Automobil Holding SE. Seither fliegen immer wieder die Fetzen zwischen ihm und seinem Wolfsburger VW-Pendant Bernd Osterloh.

Die 12.000 Porsche-Werker jedenfalls lassen nichts auf ihren schlagkräftigen Interessenvertreter kommen. Schon 2005 haben sie sich einen Wahlkampfslogan für ihren Betriebsratsvorsitzenden ausgedacht: "Merkel braucht Glück, Deutschland braucht Hück." Der ist auch 2009 noch brauchbar.

© SZ vom 28.06.2008/sekr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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