Es ist schon immer leicht gewesen, sich über Friedbert Pflüger lustig zu machen. Für Großmeister der Häme wie Joschka Fischer war er als Möchtegern-Weltpolitiker der CDU ein willkommenes Spottobjekt. Auch Parteifreunde mokierten sich über sein wichtigtuerisches Auftreten. Jetzt werden viele auch sein Berliner Fiasko erheiternd finden: Hat er nicht einen Eintrag ins Guinness-Buch verdient fürs schnellste Scheitern?
Mit großem Gestus hatte Pflüger den Anspruch auf die Führung der Hauptstadt-CDU erhoben. Aber die Kreisvorsitzenden wollten ihm nicht mal einen Showdown gönnen. Sie drängten ihn zum Verzicht auf die Kandidatur. Es wäre billig, Pflüger deshalb jetzt nur mit Häme zu überschütten.
Das würde seiner Rolle in Berlin nicht gerecht - und den Blick für das eigentliche Drama verstellen: den Niedergang der Berliner CDU. Sicher, Pflüger ist in Berlin ein Fremdkörper geblieben. Doch immerhin hat er sich - von einem sicheren Posten kommend - bedingungslos auf die Stadt eingelassen. Er hat mit der Öffnung zu den Grünen endlich eine Zukunftsoption für Berlins piefige CDU entwickelt.
Indem sie den innerparteilichen Wettbewerb ersticken wollten, haben die Vertreter der Laubenpieper-CDU nicht nur Pflüger gedemütigt. Sie haben gezeigt, dass ihnen ihr Netzwerk über alles geht. So braucht Klaus Wowereit auf Jahre keine Konkurrenz zu fürchten.
Dass Pflüger den Machtkampf sucht, ist zwar respektabel. Aber mit seiner eigenartigen Erklärung vom Montag hat er einen Krieg gegen die Kreisvorsitzenden angezettelt, den er kaum gewinnen kann. Pflüger wäre nicht der Erste, der im provinziellen Intrigantenstadl der Hauptstadt-CDU gescheitert ist.