Personenschützer:Schatten der Politiker

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Zwischen 500 und 700 Polizisten schützen in Deutschland prominente Politiker.

Das Attentat auf die schwedische Außenministerin Anna Lindh hat schlagartig die Gefährdung von Regierungschefs, Ministern und anderen prominenten Politikern in den Mittelpunkt gerückt. In Deutschland genießen der Bundespräsident, der Kanzler, sämtliche Minister des Bundeskabinetts, Parteivorsitzende, Fraktionschefs und eine fast unüberschaubare Zahl von ehemaligen politischen Notablen Personenschutz. Das Bundeskriminalamt (BKA) erarbeitet eine so genannte Gefährdungseinschätzung, nach der sich auch die Zahl der Personenschützer richtet.

Schichtdienste im In- und Ausland

Genaue Angaben zu den Schützern und den Beschützten werden aus Sicherheitsgründen nicht öffentlich gehandelt. Geschätzt wird, dass sich in Deutschland zwischen 500 und 700 Polizisten allein um Politiker kümmern. Es wird davon ausgegangen, dass der engere Kreis der persönlichen Bewacher von Gerhard Schröder etwa 16 bis 20 Bodyguards umfasst.

Sie sind nicht alle gleichzeitig um den Kanzler - auch hier gilt das Beamtenrecht: Sie machen ihre Arbeit im In- und Ausland im Schichtdienst. Teilweise gibt es langjährige persönliche Verbindungen, wie jener Beschützer, der Bundespräsident Johannes Rau durch alle Ämter begleitete und in dieser Bewacher-Funktion sein 25- Jähriges Dienstjubiläum feierte.

Politiker wie Schröder oder Außenminister Joschka Fischer werden rund um die Uhr an fast jedem Ort bewacht. Diese Sorgfalt erstreckt sich streng genommen bis zur Schlafzimmer- oder Toilettentür. Auch auf Reisen sitzt stets ein Bodyguard vor Schröders Hotelzimmer und bewacht des Kanzlers Schlaf. In vielen Fällen sind die Ehefrauen in das Schutzprogramm mit einbezogen.

Vorfälle wie das Messer-Attentat auf die schwedische Ministerin sind Albträume für die Beschützer. Anna Lindh, die nicht unter ständigem Schutz stand, war beim Besuch eines Kaufhauses in Stockholm unbewacht. Auch deutsche Regierungschefs und Minister "büxen" manchmal aus - um in aller Ruhe ein Geschenk zu kaufen oder mit Freunden Skat zu spielen. Die Bewacher von Schröder und Co. sind aber selbst bei diesen Anlässen nie weit entfernt.

"Einen Idioten mit düsteren Absichten kann man kaum stoppen", meinte der Leibwächter eines hochrangigen deutschen Regierungsmitglieds am Donnerstag. Leidvoll haben dies 1990 der ehemalige CDU-Vorsitzende Wolfgang Schäuble und sein sozialdemokratischer Kollege Oskar Lafontaine erfahren, die von Unzurechnungsfähigen attackiert und schwer verletzt worden waren.

"Beschützen, bergen und evakuieren", lautet der Auftrag der Polizisten, die bei ihrer Arbeit auch bewusst ihr Leben einsetzen. Sie alle gehören der Abteilung Personenschutz des BKA in der Nebenstelle Berlin-Treptow an. Mindestens drei Bewacher sind immer in unmittelbarer Nähe des zu Beschützenden - einer läuft voraus, einer ist an der Seite und der dritte folgt in etwa fünf Meter Abstand. Sie alle hoffen, dass ihre Schutzbefohlenen nie zum Ziel von Attentätern werden.

(sueddeutsche.de/dpa, von Gerd Reuter)

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