Oswald Metzger:Einzelgänger vor dem Abgang

Lesezeit: 2 min

Für den Finanzexperten Oswald Metzger geht es auf diesem Parteitag um viel. Es geht um seine politische Zukunft. Ob er nach 20 Jahren mit den Grünen brechen wird, macht er von der Debatte über die Grundsicherung abhängig.

Bernd Dörries

Oswald Metzger sagt, er sei auf dem Sprung, aber noch nicht gesprungen. Gerade ist er auf dem Sprung, weil er noch schnell das Flugzeug nach Berlin erreichen will. Von dort geht es dann weiter zum Parteitag der Grünen nach Nürnberg und danach will Metzger, 52, entscheiden, ob er tatsächlich springt.

Oswald Metzger: Der Finanzexperte will die Partei nach 20 Jahren verlassen. (Foto: Foto: dpa)

Ob er die Grünen verlässt, nach 20 Jahren Mitgliedschaft. Freunden aus der Partei hat er versprochen, nach dem Parteitag noch zwei Nächte darüber zu schlafen und dann zu entscheiden. Aber nach dem, was in den vergangenen Tagen von ihm so zu hören war, hat er sich womöglich schon entschieden. Vielleicht nicht mit dem Kopf, aber doch mit dem Bauch.

Oswald Metzger ist vieles: Publizist und Politikberater steht auf seiner Homepage. Finanzexperte wird er in den Talkshows genannt, in die er gerne geht. Dass er auch Landtagsabgeordneter in Baden-Württemberg ist, wissen nur wenige.

Den Finanzexperten hat er aus seiner Zeit im Bundestag, 1994 bis 2002 war er haushaltpolitischer Sprecher der Grünen, gab ihnen ein auch marktwirtschaftliches Profil. Unternehmer luden ihn gerne zu Vorträgen, aber weil immer mehr in der Partei fanden, Metzger sei zu sehr ein Unternehmer in eigener Sache, wollten sie ihn nicht mehr, setzten sie ihn 2002 nicht mehr auf einen sicheren Listenplatz für den Bundestag.

Nun will Metzger vielleicht nicht mehr. Metzger sagt, er mache seinen Verbleib davon abhängig, wie die Grünen auf ihrem Parteitag über die Frage von Grundsicherung und -einkommen diskutieren.

Man spricht nicht mehr dieselbe Sprache

Nicht das Ergebnis gebe den Ausschlag, er lehnt beides ab, sondern die Qualität der Auseinandersetzung. "Unbezahlbare Stilllegungsprämien", nennt Metzger Grundeinkommen und -sicherung. Viele Sozialhilfe-Empfänger sähen "ihren Lebenssinn darin, Kohlenhydrate oder Alkohol in sich hineinzustopfen", hat er stern.de gesagt.

Selbst aus der eigenen Partei forderten ihn daraufhin viele auf, sich für diese Worte zu entschuldigen. Man spricht nicht mehr dieselbe Sprache. Metzger sagt, er sei schon immer ein Freund deutlicher Worte gewesen.

Für ihn ist die Haltung der Grünen zu Grundeinkommen und -sicherung ein Zeichen von vielen, dass sich das "Spektrum in der Partei verschoben hat". Weg vom ökologischen Imperativ hin zur Abkehr von der Agenda 2010, wie sie Jürgen Trittin eingeläutet habe. Metzger sagt, er habe immer "Minderheitenpositionen vertreten", aber derzeit fühle er sich weiter von den Grünen entfernt als je zuvor.

Unauffälliges politisches Wirken

In Stuttgart gibt es Kollegen in der Fraktion, die meinen, Metzger sei nie richtig angekommen bei den Grünen im Landtag von Baden-Württemberg. Die Abgeordnete Theresia Bauer glaubt, Metzger habe das Drehbuch für seinen Ausstieg schon längst geschrieben. Viele hatten sich ja gewundert, als Metzger im Jahr 2006 plötzlich für den Landtag kandidierte und dann in den muffigen Plenarsaal einzog. So weit weg von den großen Fernsehtalkshows.

Metzgers politisches Wirken in Stuttgart war unauffällig: Er kam regelmäßig zu den Sitzungen und setzte sich auf seinen Platz. Aber meistens blieb er auch dort sitzen, eine große engagierte Rede ist von ihm nicht in Erinnerung.

Es wirkte so, als agiere da jemand, der sich an die Bewährungsauflagen halten wolle. Der über den Stuttgarter Landtag wieder nach Berlin kommen wolle. Metzger sagt, da traue man ihm zu viel Berechnung zu. Aber Berlin, das wäre schon was. "Dort werden die wichtigsten Felder entschieden, Arbeitsmarkt und Finanzen, meine Themen."

Am Dienstag will Metzger sagen, wie er sich entschieden hat. Wenn er gehe, werde er sein Landtagsmandat zurückgeben. Der CDU mit seinem Sitz zur absoluten Mehrheit zu verhelfen, komme für ihn nicht in Frage. Auch ein Wechsel zu Linkspartei oder SPD stehe nicht zur Diskussion.

Die Linkspartei ist der Gegner und in der SPD war er ja auch schon mal. "Es bleiben aber noch zwei Parteien", sagt Metzger. CDU oder FDP also. In Stuttgart steht sein Nachfolger in der Grünen-Fraktion schon bereit. Sein Name ist Schlachter.

© SZ vom 32.11.2007/ckn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: