Osama bin Laden:Botschaft auf Deutsch

Lesezeit: 2 min

Erstmals hat Al-Qaida-Chef Osama bin Laden eine Videobotschaft mit deutschem Untertitel veröffentlicht. Konkrete Anschlagspläne gebe es jedoch nicht.

Das Terrornetzwerk al Qaida hat nach Angaben von US-Experten die jüngste mutmaßliche Botschaft von Al-Qaida-Chef Osama bin Laden erstmals als Video mit deutschen Untertiteln veröffentlicht. Auf entsprechende Angaben der US-Fachorganisation IntelCenter und Warnungen vor möglichen Anschlägen reagierte die Bundesregierung zurückhaltend. Derzeit lägen "keine konkreten Hinweise" auf geplante Anschläge in Deutschland vor, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministerium. Das Video bestätige aber, "dass Deutschland jederzeit Ziel von terroristischen Anschlägen werden kann".

Osama bin Laden: Erstmals untertitelt der Al-Qaida-Chef ein Video in deutsch. (Foto: Foto: AFP)

In der am Donnerstag veröffentlichten Botschaft fordert eine Bin Laden zugeschriebene Stimme die Europäer zum Rückzug aus Afghanistan auf. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes wies diese Forderung für Deutschland zurück. "Die Grundlagen des deutschen Afghanistan-Engagements sind bekannt und erst kürzlich durch den Deutschen Bundestag bekräftigt worden", erklärte er.

Dass Terrorgruppen mit deutschen Übersetzungen und Untertiteln auch Deutsche und den deutschen Sprachraum erreichen wollten, sei "nicht neu", sagte der Sprecher des Innenministeriums. "Es bestätigt nur die bekannte Gefährdungsbewertung."

IntelCenter mit Sitz in Alexandria im US-Bundesstaat Virginia nannte die Botschaft einen "gültigen Indikator für einen möglichen größeren al-Qaida-Anschlag in einem oder mehreren europäischen Ländern". Wann ein solcher Anschlag geplant sein könnte, müsse noch untersucht werden. Der afghanische Präsident Hamid Karsai bezeichnete die Al-Qaida-Botschaft als "lächerlich". Bin Laden habe Afghanistan "den Terrorismus aufgezwungen" und sei für sein Land "ein Verbrecher und Feind von Sicherheit und Entwicklung", erklärte Karsai in Kabul.

In der Botschaft versichert die Bin Laden zugeschriebene Stimme, er habe die Anschläge vom 11. September 2001 in den USA angeordnet. Die Afghanen hätten damit nichts zu tun; sie sollten daher auch nicht unter dem Anti-Terror-Einsatz leiden.

Einzelheiten der Video-Botschaft würden von den zuständigen deutschen Sicherheitsbehörden geprüft, sagte der Sprecher des Bundesinnenministeriums. Zum Inhalt liege noch keine Bewertung vor. "Es ist von einer andauernden Bedrohung durch den internationalen Terrorismus auszugehen". Terroristische Strukturen seien "operationsfähig"; dies zeige sich auch an "propagandistischen Aktivitäten" wie der jüngsten Bin-Laden-Botschaft.

IntelCenter zufolge veröffentlichte El Kaida die Audio-Botschaft Bin Ladens in vier verschiedenen Video-Versionen mit einem älteren Standbild des al-Qaida-Chefs. Eine Version erhielt demnach englische Untertitel, eine andere erstmals deutsche Untertitel. Die dritte war zusätzlich zu den englischen Untertiteln mit einer paschtunischen Synchronisation versehen und die vierte kam ganz ohne Untertitel.

In Deutschland ist seit Jahresanfang das Gemeinsame Internetzentrum der Bundessicherheitsbehörden (GIZ) für die Überwachung mutmaßlicher Terror-Websites zuständig. Das Zentrum steht unter Federführung des Bundesamtes für Verfassungsschutz; beteiligt sind auch Bundeskriminalamt (BKA), Bundesnachrichtendienst (BND), Militärischer Abschirmdienst und die Generalbundesanwältin. Untergebracht ist das GIZ auf dem Gelände des Gemeinsamen Terrorabwehrzentrums (GTAZ) in Berlin-Treptow.

© AFP/bica - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: