Österreich:Wiener Altbürgermeister Zilk gestorben

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Er war ORF-Programmdirektor, Unterrichtsminister und Wiens vielleicht populärster Bürgermeister: Helmut Zilk ist im Alter von 81 Jahren gestorben.

Der beliebte Wiener Altbürgermeister Helmut Zilk ist Freitagmorgen im Alter von 81 Jahren gestorben.

Im Alter von 81 Jahren ist Wiens populärer Altbürgermeister verstorben. Nach einem Briefbombenattentat trug er seine linke Hand in Seide gehüllt. (Foto: Foto: dpa)

Nach Angaben der österreichischen Nachrichtenagentur APA erlag Zilk, der mit dem Operetten- und Musical-Star Dagmar Koller verheiratet war, "friedlich" einem Herzversagen. Schon vor einiger Zeit war er von seinem Feriendomizil in Portugal nach Wien zurückgekehrt und später wegen einer Infektion in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Zilk war seit langem Dialysepatient und litt an Herzinsuffizienz.

Der Sozialdemokrat studierte Psychologie, Philosophie, Germanistik und Pädagogik und machte in den späten 50er und 60er Jahren zunächst eine Karriere als Journalist. Er wurde das Gesicht des österreichischen Schulfernsehens und stieg schließlich bis zum Programmdirektor beim ORF-Fernsehen auf.

In den 80er Jahren war er für kurze Zeit Unterrichtsminister unter dem damaligen SPÖ-Kanzler Fred Sinowatz. Zilk geriet in die internationalen Schlagzeilen, als er 1993 Opfer einer mysteriösen Anschlagserie wurde: Eine Briefbombe zerfetzte seine linke Hand, nur zwei Finger konnten gerettet werden. Seitdem trug er die Hand meist in Seide gehüllt.

1984 wurde er zum Wiener Bürgermeister und Landeshauptmann gewählt. Ihm lag besonders die Modernierung der Stadt am Herzen. In seine Ära fielen unter anderem der U-Bahn-Ausbau und eine große Wohnbau- und Stadterneuerungsoffensive. In den Augen vieler wurde er der populärste Stadtvater, den Wien je gehabt hatte. 1994 gab er sein Amt an den noch heute amtierenden Bürgermeister Michael Häupl ab.

Anlässlich seines 80. Geburtstages im Jahr 2007 sagte er in einem Interview mit der österreichischen Tageszeitung Kurier, was auf seinem Grabstein stehen sollte: "Nur Zilk. Der Name reicht. Denn es ist ja so: Professoren gibt's Hunderttausende, Direktoren und Hofräte gibt's ein paar zehntausend, aber Zilk gibt's, außer meinem Sohn und meinem Enkel, nur einen."

Bis zu seinem Tod arbeitete Zilk weiter journalistisch, hatte unter anderem eine eigene TV-Sendung und eine Kolumne in einer Boulevard-Zeitung. Seine letzte Sendung hieß "Lebenskünstler" - vielleicht auch sein Lebensmotto.

© suedeutsche.de/dpa/cgu/bosw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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