Obama in Argentinien:Zu spät

US-Präsident geht auf Distanz zur früheren US-Außenpolitik.

Von Sebastian Schoepp

Nach der kubanischen Revolution von 1959 ging drei Jahrzehnte lang ein Gespenst um in Washington: die Angst vor einem zweiten Kuba, einer zweiten sozialistischen Revolution im Latino-Hinterhof. Diese Angst führte dazu, dass Washington Militärdiktaturen und Folterregime in Chile, Argentinien und anderswo unterstützte und in Nicaragua einen veritablen Stellvertreterkrieg führte. Alle Mittel waren recht, um einen weiteren Fidel Castro zu verhindern.

Barack Obama hat sich nun von dieser Vergangenheit distanziert, wenn auch vorsichtiger, als Opferverbände gefordert hatten. Man habe zu spät die Stimme für die Verteidigung der Menschenrechte erhoben, sagte er auf seinem Staatsbesuch in Argentinien am 40. Jahrestag des Militärputsches. So weit wie in Guatemala, wo er sich für medizinische Menschenversuche ausdrücklich entschuldigt hatte, ging er nicht. Wahrscheinlich wollte Obama nach seinem Kuba-Besuch den Republikanern daheim nicht noch mehr zumuten. Er braucht sie für eine Lockerung des Embargos gegen Kuba, einem Relikt aus dunkler Zeit, das einer Versöhnung mit Lateinamerika im Wege steht.

Der Zeitpunkt für eine solche ist günstig. Nach einer Phase linker Gringo-raus-Politik ist die US-freundlichere Rechte in Lateinamerika im Aufwind. Ein Grundmisstrauen jedoch bleibt. Zu oft haben die Latinos erlebt, wie Schmusephasen sich mit solchen abwechselten, in denen Washington jenseits des Rio Grande nur knallhart seine Interessen durchsetzte.

© SZ vom 26.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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