NS-Kriegsverbrecher:Priebke soll an geheimem Ort beerdigt werden

File photo of convicted former Nazi SS captain Priebke

Querelen um Priebke-Leichnam offenbar gelöst: NS-Verbrecher soll an geheimem Ort beigesetzt werden.

(Foto: REUTERS)

Rom soll es nicht sein, Deutschland könnte es sein: Die Streitereien um die Beisetzung von Erich Priebke sind offenbar geklärt. Wie sein Anwalt mitteilte, wird der Leichnam des NS-Kriegsverbrechers nicht eingeäschert, sondern beerdigt. Wo und wann soll jedoch geheim bleiben.

Von Andrea Bachstein, Rom

Die Frage, wo der vor neun Tagen in Rom gestorbene NS-Kriegsverbrecher Erich Priebke beigesetzt wird, ist nach Angaben seines Anwaltes gelöst. Paolo Giachini sagte, es sei jedoch absolute Geheimhaltung über den Termin und den Ort vereinbart worden. "Wir haben uns weder von den Behörden, noch von der Jüdischen Gemeinde unterkriegen lassen", sagte der Anwalt am Sonntag der italienischen Agentur Ansa. Er nannte Priebke eine "Gestalt, die Symbol für Würde, Freiheit und menschliches Leid" geworden sei.

Giachini, der Priebke persönlich wie weltanschaulich sehr nahe stand, hatte zuvor mitgeteilt, dass das Grab nicht in Rom oder der Provinz Rom sei. Der Anwalt schloss jedoch nicht aus, dass Priebkes Leichnam nach Deutschland überführt wird. Sicher sei nur, dass er nicht eingeäschert werde. Der Präfekt von Rom, der angedroht hatte, eine Anordnung zu treffen, falls Priebkes Söhne keine Lösung präsentieren, bestätigte bisher die Angaben Giachinis nicht.

Nachdem Priebke im Alter von 100 Jahren im Hausarrest gestorben war, haben Roms Bürgermeister, Opferverbände und die jüdische Gemeinde es vehement abgelehnt, dass der Kriegsverbrecher eine Grabstätte in ihrer Stadt erhält. Eben so wenig erwünscht ist er in seinem Geburtsort Henningsdorf wie im argentinischen Bariloche, wo Priebke vier Jahrzehnte gelebt hat.

Eine Absage erteilte auch der Bürgermeister von Pomezia in Latium, wo es einen deutschen Soldatenfriedhof gibt. Bei der Trauerfeier in einer Einrichtung der ultrakonservativen Pius-Brüder in Albano griffen vergangene Woche Demonstranten den Leichenwagen an, die Polizei musste zudem angereiste Neonazis abdrängen.

Der Sarg wurde aus Sicherheitsgründen auf einen Luftwaffenstützpunkt außerhalb Roms gebracht. Priebkes Anwalt hatte unterdessen ein auf Video aufgezeichnetes Gespräch mit Priebke veröffentlicht. Er führte es kurz vor dem Tod Priebkes, der wegen Beteiligung an der Erschießung von 335 Geiseln zu lebenslanger Haft verurteilt worden war.

Priebke behauptet darin, Partisanen hätten 1944 das Massaker der Ardeatinischen Höhlen provoziert mit einem Anschlag auf deutsche Truppen. Der 100-Jährige, der nie Reue äußerte, betont auch, wie "schrecklich" es für ihn gewesen sei, dem Befehl habe er sich aber nicht entziehen können.

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