Nord- und Südkorea:Signale der Versöhnung

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Zwischen den Staaten bahnt sich ein denkwürdiger Schritt an. Einen offiziellen Friedensvertrag können sie zwar nicht allein aushandeln, aber schon ein Friedensschluss wäre historisch - und eine Vorlage für das Treffen von Trump und Kim.

Von Christoph Neidhart, Tokio

In einer Woche treffen sich Moon Jae-in, Präsident Südkoreas, und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un auf der Südseite des Waffenstillstandsdorfs Panmunjom zu ihrem Gipfel. Das Protokoll für den Tag steht fest, alle wichtigen Momente werden in beiden Koreas live vom Fernsehen übertragen. Die Nordkoreaner können dann miterleben, wie ihr "geliebter Führer" als erster Machthaber des Nordens die innerkoreanische Grenze übertritt - falls ihre Stromversorgung nicht ausfällt, wie so oft in der Provinz.

Die für diesen Freitag geplanten Vorbereitungsgespräche hochrangiger Vertreter beider Seiten wurden zwar verschoben. Doch diesmal wird das in Seoul als positives Zeichen gewertet. Dort vermutet man, dass die Arbeitsgruppen beider Seiten um schwierige Inhalte feilschen. Nach den Andeutungen aus dem Blauen Haus, Moons Amtssitz, handelt es sich dabei um Formulierungen für eine Friedenserklärung. Demnach wollen die beiden Korea-Staaten am nächsten Freitag Frieden schließen.

Einem offiziellen Friedensvertrag müssten Peking und Washington zustimmen

Südkorea saß im Juli 1953 nicht mit am Tisch, als Nordkorea, China und die USA den Waffenstillstand unterzeichneten, der bis heute gilt. Der südkoreanische Autokrat Syngman Rhee wollte weiterkämpfen, die USA und ihre Verbündeten sollten für ihn den Norden erobern, damit er Korea vereinigen könne. Einen Friedensvertrag, der den Koreakrieg formal beenden würde, können Süd- und Nordkorea deshalb nicht allein aushandeln. Aber ihr Friedensschluss wäre ein historischer Schritt. Einem offiziellen Friedensvertrag müssen Peking und Washington zustimmen.

Moon gibt sich optimistisch. Am Donnerstag sagte er, Kim werde mit ihm und später auch beim geplanten Gipfel mit US-Präsident Donald Trump keine Forderungen stellen, welche Washington nicht akzeptieren könne. Nordkorea verstehe, dass auch künftig US-Truppen in Südkorea stehen würden. Und Kim sei bereit, atomar abzurüsten.

Letzteres wollte auch CIA-Chef Mike Pompeo hören, als er über Ostern in geheimer Mission nach Pjöngjang flog und dort mit Kim verhandelte. US-Präsident Trump sagte, die beiden hätten "sich richtig gut verstanden". Der ungewöhnliche Abstecher Pompeos - den Trump zum neuen Außenminister ernannt hat, den der amerikanische Kongress aber noch bestätigen muss - wird in Seoul mit der viel zu knappen Vorbereitungszeit für den Gipfel zwischen Trump und Kim erklärt. Dieses Treffen soll spätestens Anfang Juni stattfinden. Normalerweise braucht die Vorbereitung eines Gipfels sechs Monate. Wenn die beteiligten Länder wie Nordkorea und die USA aber keine diplomatischen Beziehungen unterhalten, sogar mehr. Die Organisation des Trump-Kim-Treffens war deshalb von Anfang an Chefsache.

Anlässlich von Gesprächen mit Japans Premier Shinzo Abe bestätigte Trump, er werde Kim "in den kommenden Wochen treffen, um über die Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel zu diskutieren". Er hoffe, das werde "ein großer Erfolg, auf den ich mich freue". Andererseits: Falls der Gipfel zu scheitern drohe, fliege er gar nicht hin. Und wenn er beim Treffen merke, dass es keinen Erfolg verspreche, "dann werde ich es mit Anstand verlassen". Er versprach Abe, Kim gegenüber die Frage der nach Nordkorea verschleppten Japaner anzusprechen. Das ist für Abe innenpolitisch wichtig, denn er ist wegen zahlreicher Skandale umstritten.

Noch immer ist nicht klar, wo Trump und Kim sich treffen. In Seoul gelten Pjöngjang, Panmunjom, die Schweiz, Schweden und die Mongolei als mögliche Orte. Der Vorteil der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator wäre die Nähe zu Nordkorea, Kim könnte mit seinem Sonderzug anreisen. Außerdem trafen sich dort schon öfter nordkoreanische Delegationen mit Vertretern von Drittländern. Die Nachrichtenagentur Bloomberg tippt jedoch auf Peking.

© SZ vom 20.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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