Nitrofen-Skandal:Renate Künast unter Druck

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59 Prozent der Deutschen glauben nach einer Umfrage, die Ministerin habe eine "wesentliche Mitschuld" an dem Nitrofen-Skandal.

59 Prozent der Befragten glauben demnach, dass das Ministerium von Renate Künast (Grüne) eine "wesentliche Mitschuld" an dem Skandal um mit dem Pflanzengift Nitrofen belastete Lebensmittel hat. 34 Prozent der 500 Befragten sehen das nicht so. Das geht aus einer Emnid- Erhebung für den Nachrichtensender n-tv hervor, die am Freitag veröffentlicht wurde.

Nitrofen auch in Nordrhein-Westfalen

Auch in Nordrhein-Westfalen ist mit dem verbotenen Unkrautvernichtungsmittel Nitrofen verseuchtes Tierfutter gefunden worden. Wie der Landkreis Paderborn am Freitag mitteilte, wurden in drei von sieben untersuchten Proben Nitrofenkonzentrationen des acht- bis zehnfachen des zulässigen Grenzwertes festgestellt. Es handele sich um Öko-Putenendmastfutter als auch um Schweinemastfutter und ein Ökoergänzungsfuttermittel, erklärte eine Sprecherin der Kreisbehörde.

Task Force nimmt Arbeit auf

Eine "Tsac-Force" soll unterdessen die Schuldigen des Skandals finden. Die Arbeitsgruppe aus Vertretern von Bund und Ländern soll herausfinden, wohin der verseuchte Weizen geliefert wurde. Nach Einschätzung von Renate Künast wird sich der Skandal nicht ausweiten.

Dem ZDF-Morgenmagazin sagte die Verbraucherministerin, es gebe keinen Grund zur Beunruhigung, da alle Hinweise sich auf einen Futtermittelproduzenten in Niedersachsen beschränkten. Sie gehe nicht davon aus, dass sich der Skandal auf die konventionelle Landwirtschaft ausweiten würde.

Der konventionelle Bereich werde jetzt stichprobenartig durch die Länder untersucht, "um sicher zu gehen. Wir haben nach jetzigem Kenntnisstand nur den Hinweis, es bezieht sich auf Bio-Geflügelfutter", sagte Künast.

Die Arbeitsgruppe war nach einem Treffen von Renate Künast mit den Länderagrarministern gebildet worden. Der Task Force gehören Vertreter des Bundes, der fünf betroffenen Länder sowie der Bundesanstalt für Verbraucherschutz an.

Sie soll zunächst klären, wohin in Deutschland mit dem verbotenen Pflanzengift verseuchte Lebens- oder Futtermittel geliefert wurden. Zudem soll die Quelle des Nitrofen-Skandals weiter eingekreist werden.

Strengere Sicherheitsmaßnahmen

Nach dem dreistündigen Treffen kündigte Künast an, dass Futtermittelhersteller künftig zu strengen Kontrollen aller eingehenden Rohstoffe sowie ihres Endprodukts verpflichtet werden.

Neben der Task Force wurden noch weitere Arbeitsgruppen gebildet. Eine Ad-hoc-Arbeitsgruppe für den ökologischen Landbau soll eine Schwachstellenanalyse der Arbeit und Kontrolltätigkeit in diesem Bereich vornehmen.

Zwei weitere Arbeitsgruppen sollen sich mit Vollzugs- und Bewertungsfragen sowie mit möglichen Änderungen des Lebensmittel- und Futtermittelrechts befassen.

SPD-Politiker fordert personelle Konsequenzen

In der SPD wird unterdessen der Ruf nach personellen Konsequenzen aus der Nitrofen-Affäre laut. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Heino Wiese forderte Künast dazu auf, Spitzenbeamte zu entlassen, die Informationen über den Bio-Skandal nicht zügig weitergeleitet hätten.

Wiese, der dem Agrarausschuss des Bundestages angehört, sagte der in Hannover erscheinenden Neuen Presse, der Leiter der Bundesanstalt für Fleischforschung in Kulmbach, Karl Honikel, sei "als erster fällig". Künast wies diese Forderungen zurück.

Deutsche wollen weiterhin Bio-Produkte kaufen

Trotz des Nitrofen-Skandals will die Mehrheit der Deutschen auch künftig Bio-Produkte kaufen. Das hat eine Umfrage des Bonner Meinungsforschungsinstituts dimap im Auftrag der Nachrichtensendung MDR aktuell ergeben.

Danach wollen bundesweit 52 Prozent der Befragten auch künftig Produkte aus ökologischem Anbau kaufen. 16 Prozent gaben dagegen an, in Zukunft weniger auf Bio-Lebensmittel zurückzugreifen.

Lediglich sieben Prozent der Verbraucher sind so stark verunsichert, dass sie künftig ganz auf Bio-Erzeugnisse verzichten wollen. Immerhin 24 Prozent der Befragten erklärten, dass sie bislang keine Bio-Produkte gekauft haben und dies auch weiterhin nicht beabsichtigen.

(sueddeutsche.de/dpa/AP)

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