Neuregelung in Kraft:Fingerabdrücke für den Reisepass

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Beim Antrag auf einen neuen Reisepass müssen die Bürger von heute an Fingerabdrücke abgeben. Regierung und Behörden betonten, die sensiblen Daten seien absolut sicher. Die Zweifel daran wollen aber nicht verstummen.

Ab heute treten neue Regelungen für Reisepassanträge in Kraft, die Antragsteller auch zur Abgabe ihrer Fingerabdrücke verpflichten. Die FDP meldete Zweifel an. "Früher wurden Fingerabdrücke nur von Verbrechern genommen", bemängelte die Fraktionsinnenexpertin Gisela Piltz am Mittwoch in Berlin.

Gescannt für den Reisepass: Ab heute werden weitere biometrische Daten von Antragstellern gefordert. (Foto: Foto: ddp)

Die Antragsteller müssen in der Regel ihre beiden Zeigefinger auf einen elektronischen Scanner drücken, nicht in einen Farbstempel. Die Daten werden ausschließlich auf einem Chip im Pass gespeichert, nicht zentral oder in Meldeämtern. Nach zahlreichen Testläufen sehe die Bundesdruckerei dem neuen Pass "mit großer Sicherheit" entgegen, sagte deren Vorsitzender Ulrich Hamann. Die "Vertraulichkeit der Daten" sei gewährleistet.

Seit Monaten versichern die Behörden: Der Chip sei immun gegen Attacken von außen - auch gegen ein unberechtigtes Auslesen der Daten. Die Chipdaten können nach Angaben der Bundesdruckerei nur von Geräten gelesen werden, die vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik dazu berechtigt wurden.

Für Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) sind die Fingerabdrücke vor allem eine Hilfe für den Staat, "Kriminellen technologisch einen Schritt voraus zu sein". Mit gefälschten Pässen einzureisen, soll unmöglich werden, auch der Missbrauch von Pässen ähnlich aussehender Personen.

Nach Warnungen des Chaos Computer Clubs kann man mit den Chips trotzdem allerhand Schindluder treiben. FDP-Politikerin Piltz warnte: "Angesichts der immer rasanteren Entwicklung bei den Angriffen auf Sicherheitssysteme scheint es nur eine Frage der Zeit, bis auch mit gefälschten Daten in den Reisepässen die Kontrollen erfolgreich überwunden werden."

Unberechtigtes Auslesen der Daten sei möglich. Kriminelle könnten an Tatorten Spuren Unschuldiger legen. Mehr Sicherheit gebe es auch nicht: Die deutschen Reisepässe gehörten bereits zu den Sichersten. Ein Foto mit neutralem Gesichtsausdruck und Frontalperspektive ist bereits seit dem 1. November 2005 vorgeschrieben.

Alte Pässe bleiben gültig. Die Gebühren werden nicht angehoben: Ein zehn Jahre gültiger ePass kostet weiter 59 Euro. Ein sechs Jahre gültiger ePass -ausgestellt für Menschen unter 24 - kostet 37,50 Euro. Kinder können nicht mehr in den Pässen der Eltern eingetragen werden.

Für Kinder unter 12 Jahren kann ein ePass ausgestellt werden, wobei bei Kleinkindern unter 6 keine Fingerabdrücke genommen werden.

Die Passbehörden sollen die Antragsdaten auf verschlüsseltem Weg zur Bundesdruckerei schicken. Die Wartezeit bis zur Ausstellung soll kürzer werden. Neue Datenwege und Computertechnologien seien aufgebaut worden, berichtete die Druckerei, was angesichts der "extrem heterogenen" Computertechnik in den Behörden eine "große Herausforderung" gewesen sei.

Jährlich werden im Schnitt 2,5 Millionen Anträge für neue Pässe gestellt. Auch der ab 2009 geplant elektronische Personalausweis soll digitale Fingerabdrücke enthalten.

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