Neuer Präsident in Zypern:Erstes Ziel: Wiedervereinigung

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Seit vier Jahren stagnieren die Gespräche, doch der neue zyprische Präsident Dimitris Christofias will wieder Schwung in die Gespräche mit dem Norden der Insel bringen - und die Teilung überwinden.

Neue Hoffnung auf eine Wiedervereinigung Zyperns: Der frisch gewählte zyprische Präsident Dimitris Christofias (61) will die seit vier Jahren stagnierenden Gespräche über eine Überwindung der Teilung der Mittelmeerinsel wieder in Gang bringen.

Der neue zyprische Präsident Dimitris Christofias verspricht die Wiedervereinigung der Insel. Seit Jahren stagnieren die Gespräche mit dem Norden. (Foto: Foto: dpa)

Erstes Ziel seiner Regierung sei es, "die Insel wiederzuvereinigen", sagte der Reformkommunist, der bei der Stichwahl am Sonntag mit 53,4 Prozent der Stimmen über den konservativen ehemaligen Außenminister Ioannis Kassoulidis (46,6) gesiegt hatte.

EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso gratulierte Christofias. "Ihre Wahl bietet die Gelegenheit, den lange dauernden Stillstand in der Zypernfrage zu überwinden", schrieb er in einem in Brüssel veröffentlichten Gratulationsschreiben. "Ich möchte Sie sehr stark ermutigen, diese Chance ohne Verzögerung zu ergreifen und unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen mit dem Führer der türkischen Zyprer Gespräche über eine umfassende Lösung aufzunehmen", schrieb Barroso. Die EU werde solche Bemühungen unterstützen.

Christofias hat bereits ein baldiges Treffen mit dem Führer der türkisch-zyprischen Volksgruppe, Mehmet Ali Talat, angekündigt. Der Konflikt auf der seit 1974 in einen griechischen Süden und einen türkischen Norden geteilten Insel überschattet unter anderem die EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei. Ankara weigert sich, ein Zollabkommen mit der EU auch auf Zypern auszudehnen. Vor knapp vier Jahren war ein UN-Plan zur Wiedervereinigung der Mittelmeerinsel an der Ablehnung der griechischen Zyprer gescheitert.

Talat bezeichnete die Wahl des Reformers Christofias als Nachfolger des Hardliners Tassos Papadopoulos als "bedeutend und hoffnungsvoll". Der Zeitung Politis in Nikosia sagte Talat am Montag: "Wir kennen die Politik und die Absichten Christofias seit vielen Jahren." Sollte Christofias eine politische Gleichstellung der türkischen Zyprer bei der Machtausübung akzeptieren, werde es keine Probleme geben. Talat äusserte indes Zweifel, inwieweit sich Christofias dem Einfluss der Parteien werde entziehen können, die ihn in der Stichwahl unterstützt hatten.

In der 48-jährigen Geschichte der Republik Zypern ist Christofias der erste Staatspräsident mit kommunistischen Wurzeln. "Historischer Sieg der Linken auf Zypern. Eine neue Seite wird aufgeschlagen", titelte die Athener Zeitung Ta Nea am Montag. Eine radikale Wende beabsichtigt der Wahlsieger indes nicht: "Das (Wirtschafts-)Modell ist erfolgreich und bleibt so", sagte Christofias.

Zudem wird nicht ausgeschlossen, dass er engen Mitarbeitern seines Vorgängers Papadopoulos im neuen Kabinett wichtige Ressorts wie etwa das Außenministerium übertragen wird. Christofias muss bei der Regierungsbildung berücksichtigen, dass er bei der Stichwahl auch mit Stimmen derer gewählt wurde, die in der ersten Runde Papadopoulosunterstützt hatten.

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