Nato und Trump:Weit weg von der Wahrheit

Die Frage ist nicht, ob der US-Präsident lügt - sondern warum.

Von Daniel Brössler

Ob Donald Trump lügt, ist nicht die Frage. Die Frage ist, warum er es tut. Der US-Präsident twittert, Deutschland schulde den USA und der Nato riesige Summen. Das ist weit weg von der Wahrheit. Allenfalls kann man sagen, dass die deutschen Verteidigungsausgaben auch nach Einschätzung der Bundesregierung zu niedrig sind und man beim Nato-Gipfel in Wales in Aussicht gestellt hat, sie auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen.

Die Twitter-Exegese muss - leider - tiefer gehen. Am einfachsten wäre es, hätte Donald Trump per Twitter nur seiner Frustration über die schlechte Figur Luft gemacht, die er nach Einschätzung einiger amerikanischer Medien neben Angela Merkel abgegeben hat. Beim Versuch, das nachträglich zu einem Sieg umzudeuten, konnte er sich jedenfalls auf Anhänger verlassen, die von den Feinheiten der Nato-Finanzierung noch weniger Ahnung haben als er selbst.

Die deutsche Politik muss sich allerdings auch auf die Möglichkeit einstellen, dass Trumps Botschaft nicht nur nach innen gerichtet ist. Eventuell geht es darum, vor dem Nato-Gipfel Ende Mai Druck aufzubauen für Forderungen, die nicht nur mit Geld zu tun haben. Trump verlangt eine stärkere Rolle der Nato im Anti-Terror-Kampf, hat aber bisher nicht verraten, was er damit meint. Hier kündigt sich Zündstoff an - nicht zuletzt für den Wahlkampf in Deutschland.

© SZ vom 21.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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