Nato-Gipfel in Straßburg und Kehl:Hotel in Straßburg in Flammen

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Die Proteste gegen den Nato-Gipfel eskalieren: Militante Demonstranten setzen in Straßburg ein Hotel und mehrere andere Gebäude in Brand. In Kehl demonstrieren derweil Tausende friedlich gegen die Politik der Allianz.

Demonstranten haben am Nachmittag in der Nähe des Tagungsorts des Nato-Gipfels in Straßburg ein Hotel der Ibis-Kette, ein Informationsbüro für Touristen und weitere Gebäude in Brand gesetzt. Ein altes Zollhaus nahe der Europabrücke zur deutschen Grenzstadt Kehl brannte lichterloh.

Ein Hotel in Straßburg steht in Flammen. (Foto: Foto: Reuters)

Darüber, ob das Hotel vollständig ausgebrannt ist oder nicht, gab es zunächst unterschiedliche Angaben. Es hätten sich keine Menschen im Gebäude befunden, weil mit Ausschreitungen gerechnet worden sei, hieß es. Augenzeugen sahen keine Krankenwagen an den Brandstellen.

"Das ist kein Zufall, dass die das Hotel in Brand gesteckt haben. Die dachten, dass hier Polizisten untergebracht sind", sagte unterdessen ein französischer Polizeibeamter. Offiziell wollten sich die Behörden nicht dazu äußern, ob im Gebäude Sicherheitskräfte untergebracht waren.

Aus französischen Polizeikreisen verlautete am Nachmittag außerdem, dass bei einigen Demonstranten Schusswaffen sichergestellt worden seien.

Auf der deutschen Seite demonstrierten derweil Tausende Menschen friedlich gegen die Politik der Nato-Staaten.

In Straßburg setzte die Polizei Tränengas und Schockgranaten ein, um gegen die zunehmend gewaltbereiten Demonstranten vorzugehen. Hunderte von ihnen zogen durch die Straßen, zündeten Reifen an, schlugen Schaufenster ein und plünderten Tankstellen und andere Geschäfte.

Die Randalierer besprühten Wände mit Farbe. Einige riefen auf Französisch: "Tötet Sarkozy! Tötet Obama!". Die beiden Staatschefs sind unter den Teilnehmern des Nato-Gipfels, bei dem das 60-jährige Bestehen des Bündnisses gefeiert wurde.

Nahe der Europabrücke wurden Sicherheitskräfte mit Holzlatten und Steinen angegriffen. Nachdem sich die militanten Demonstranten mehr und mehr dem Rheinufer genähert hatten, zogen sie sich inzwischen wieder etwas Richtung Innenstadt zurück. "Die Situation hat sich beruhigt", sagte der Inspekteur der Polizei in Baden-Württemberg, Dieter Schneider, am Nachmittag dem Nachrichtensender n-tv.

Die Randale hatten in Straßburg hatten schon am frühen Morgen begonnen. Dabei gab es zunächst 25 Festnahmen. Bereits um vier Uhr morgens machten sich etwa 1800 Demonstranten von ihrem Camp aus auf den Weg. Die Nato-Gegner versuchten, die Zufahrtsstraßen zum Kongresszentrum zu blockieren.

Demo-Zug nach Straßburg gestoppt

Am Mittag begann der vorgezogene baden-württembergische Ostermarsch mit einer Kundgebung in Kehl, bei der sich Tausende Menschen versammelten. Der Zug sollte eigentlich über die Europabrücke nach Straßburg führen, wurde jedoch kurz davor noch von der deutschen Polizei gestoppt, die mit vielen Hunderten Beamten den Zug begleitete.

Für die Zeit des Gipfels hat Frankreich die Grenzkontrollen wieder eingeführt, die wegen des Abkommens von Schengen eigentlich abgeschafft sind. Die Polizei zog in der Grenzstadt massiv ihre Kräfte zusammen. In Seitenstraßen parkten Wasserwerfer und Räumpanzer.

Bereits am Freitag war eine Demonstration von etwa 500 Friedensaktivisten in Baden-Baden friedlich verlaufen.

© Reuters/dpa/AP/ihe/mati/gdo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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