Nahost:Chaos im Gaza-Streifen

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Nach tagelangem Chaos im südlichen Gaza-Streifen haben palästinensische Sicherheitskräfte nach eigenen Angaben die Grenze zu Ägypten abgeriegelt.

Alle Lücken seien geschlossen, und 2.000 Sicherheitskräfte bewachten die Grenze, sagte Sprecher Adnan Barbach. Die palästinensischen Sicherheitskräfte arbeiteten mit den ägyptischen Behörden zusammen, um sicherzustellen, dass alle in den vergangenen Tagen nach Ägypten eingereisten Palästinenser zurückkehren könnten.

Tagelang herrschte an der Grenze zu Ägypten Chaos. (Foto: Foto: AFP)

Tausende von Palästinensern waren seit Montag, als die letzten israelischen Soldaten aus dem Gazastreifen abzogen, über den Grenzzaun nach Ägypten eingedrungen. Die ägyptischen Grenzsoldaten griffen zunächst nicht ein und sprachen von einer Duldung aus humanitären Gründen, da viele Palästinenser ihre in Ägypten lebenden Familienmitglieder wiedersehen wollten.

Geschwächte Verhandlungsposition

Die Situation geriet jedoch rasch außer Kontrolle, die palästinensische Polizei musste einräumen, dass Waffen und Drogen über die durchlässige Grenze geschmuggelt wurden. Die palästinensische Autonomiebehörde äußerte in Übereinstimmung mit Israel die Sorge, dass Al-Kaida-Terroristen in den Gazastreifen eingeschleust werden könnten.

Die Eskalation dürfte die Position des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas bei Verhandlungen mit Israel über das weitere Vorgehen an der Grenze schwächen. Über die Sicherung des Gebiets sowie über die bevorstehende Parlamentswahl in den Autonomiegebieten wollen Abbas und der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon bei einem Gipfeltreffen Anfang Oktober sprechen.

Scharon forderte in einem am Samstag veröffentlichten Interview einen Ausschluss der radikalislamischen Hamas von der Wahl. Andernfalls werde Israel den Palästinensern in Jerusalem und dem Westjordanland die Teilnahme an der Abstimmung erschweren, drohte der Regierungschef in der New York Times. "Ich glaube nicht, dass sie (die Palästinenser) Wahlen ohne unsere Hilfe abhalten können", wurde Scharon zitiert.

Ein Hamas-Sprecher warf Israel daraufhin vor, sich undemokratisch zu verhalten. "Wenn wir die palästinensische Wahl gewinnen, wird unsere oberste Priorität der Wiederaufbau des wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Lebens sein. Wir planen nicht, Israel zu zerstören", betonte Mohammed Ghazal, ein hochrangiger Hamas-Funktionär im Westjordanland.

Der palästinensische Chefunterhändler Sajeb Erakat erklärte, die Israelis sollten sich aus der palästinensischen Wahl heraushalten. Diese werde einen "Wendepunkt hin zu politischem Pluralismus und zur Aufrechterhaltung von Recht und Gesetz" darstellen.

Wenig später entbrannte in Ramallah ein Feuergefecht zwischen rivalisierenden Einheiten der palästinensischen Sicherheitskräfte. Rund 60 Polizisten lieferten sich ein Schießerei mitten in der Stadt, in der die Autonomiebehörde ihren Sitz hat.

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