Nachfolger:Wolfowitz soll Weltbank führen

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Der bisherige Vize-Verteidigungsminister der USA ist Präsident Bushs Traumkandidat. Besonders in Europa ist Wolfowitz dagegen als Vertreter einer harten Linie in der Außenpolitik heftig umstritten.

Von Andreas Oldag und Nikolaus Piper

Der amerikanische Präsident George W. Bush hat den bisherigen Vize-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz für das Amt des Weltbank-Präsidenten nominiert.

Das teilte das Finanzinstitut in Washington mit. Derzeit seien Konsultationen mit den Weltbank-Mitgliedsländern im Gange.

Der 61-jährige Wolfowitz soll Nachfolger des scheidenden Präsidenten James Wolfensohn werden. Als Vertreter einer harten Linie in der Außenpolitik ist Wolfowitz besonders in Europa heftig umstritten. Unter anderem hatte er sich seit 2001 dafür eingesetzt, dass die Vereinigten Staaten den Irak angreifen.

Bush würdigte Wolfowitz auf einer Pressekonferenz als einen "anständigen Mann mit Herz", der der Entwicklungspolitik verpflichtet sei und in seiner Karriere stets Brillantes geleistet habe.

Er werde ein guter Weltbank-Präsident sein, versicherte Bush weiter. Wolfowitz soll sein neues Amt im Juni antreten. Er muss zwar offiziell von allen 184 Mitgliedstaaten der in Washington ansässigen Weltbank bestätigt werden.

Traditionsgemäß schlagen die Vereinigten Staaten, mit einem Anteil von 16,4 Prozent wichtigstes Mitglied der Weltbank, deren Präsidenten vor. Im Gegenzug bestimmen die Europäer den Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF).

Zweitstärkstes Weltbank-Mitglied ist Japan (knapp 7,9 Prozent), gefolgt von Deutschland (4,5) . Für das Amt des Präsidenten waren auch die geschasste Chefin des Computerkonzerns Hewlett-Packard, Carly Fiorina, und der Ex-Chef des Pharmaunternehmens Eli Lilly, Randall Tobias, im Gespräch.

Nach Ansicht von Experten könnte Wolfowitz versuchen, das Profil der Weltbank grundlegend zu ändern. Die Einrichtung könnte zu ihrer früheren Hauptrolle als Kreditinstitut zur Finanzierung großer Infrastrukturprojekte zurückkehren.

Bushs Traumkandidat

Wolfowitz gilt seit längerem als Bushs Traumkandidat. Erst vor kurzem hatte das Pentagon aber noch erklärt, man könne und wolle auf Wolfowitz nicht verzichten.

Wirtschafts- und Militärexperten wiesen in Washington darauf hin, dass sich Wolfowitz, der früher unter anderem Botschafter in Indonesien war und über große Asien-Kenntnisse verfügt, im Verteidigungsministerium Management-Erfahrungen gesammelt hat.

Im Pentagon, dem größten Ministerium in Washington, sind fast 70.000 Zivilisten beschäftigt. Hinzu kommen die Streitkräfte in einem Umfang von fast 1,3 Millionen Uniformierten. Sein Umgang mit diesem Riesenapparat werde Wolfowitz als Weltbankpräsident zugute kommen, heißt es.

Der bisherige Weltbank-Präsident, der gebürtige Australier Wolfensohn, hatte sich bemüht, die Beziehungen zwischen der Bank und ihren Kritikern zu verbessern.

Er war vom früheren US-Präsidenten Bill Clinton nominiert worden und muss sich nun nach zwei Amtsperioden zurückziehen.

Die Bundesregierung äußerte sich zunächst nicht offiziell. Entwicklungshilfe-Ministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) sagte jedoch: "Die Begeisterungsstürme im alten Europa halten sich in engen Grenzen."

"Unangemessen und unqualifiziert"

Auch in Amerika ist die Nominierung von Paul Wolfowitz umstritten. Jeffrey Sachs, der als Berater vieler Entwicklungsländer bekannt gewordene Direktor des Earth Institutes an der Columbia Universität, bezeichnete Wolfowitz als "unangemessen und unqualifiziert".

Sachs forderte andere Staaten auf, eigene, qualifiziertere Kandidaten zu nominieren. "Dies wichtige Amt gehört nicht einer Nation." Dagegen begrüßte der Regierungsberater Alan Meltzer ausdrücklich die Nominierung.

Der Wirtschaftsprofessor von der Carnegie Mellon Universität hatte im Jahr 2000 im Auftrag des amerikanischen Kongresses einen Reformplan für Weltbank und IWF vorgelegt. "Die Bank ist ein Desaster, und Paul Wolfowitz ist der richtige Mann, um daran etwas zu ändern," sagte Meltzer der Süddeutschen Zeitung.

Er wirft der Weltbank vor, Milliarden zu verschleudern. Wolfowitz solle als erstes sämtliche Programme daraufhin untersuchen, ob sie wirklich dem Kampf gegen die Armut dienen.

© SZ vom 17.3.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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