Nach Protesten gegen Frankreich:China appelliert an die Vernunft der Bürger

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Die chinesische Regierung hat die Bevölkerung nach den nationalistischen Appellen gegen Frankreich zur Ruhe aufgerufen. Auf dem Weg zur Aussöhnung gibt es jedoch einen Wermutstropfen.

Chinas Regierung dämpft die Emotionen im Volk gegen Frankreich, das nach den Zwischenfällen beim olympischen Fackellauf in Paris zum Ziel einer nationalistischen Kampagne geworden war.

Chinesische Demonstranten ziehen gegen die französische Supermarktkette Carrefour auf die Straße. (Foto: Foto: AP)

Nach den Protesten gegen Kaufhäuser der französischen Einzelhandelskette Carrefour und Aufrufen zum Boykott französischer Waren verbreiteten die Medien am Mittwoch eine Erklärung des Handelsministeriums in Peking zur Ehrenrettung des Unternehmens. Es wurde ausdrücklich darauf verwiesen, dass sich Carrefour für die Olympischen Spiele und gegen eine Unabhängigkeit Tibets ausgesprochen habe.

Dem Unternehmen war im Internet unterstellt worden, die Exiltibeter zu unterstützen, was Carrefour zurückgewiesen hatte. Das Handelsministerium hob hervor, dass Carrefour in seinen 112 Kaufhäusern in China 40.000 Chinesen beschäftige und 95 Prozent seines Umsatzes mit chinesischen Waren mache. Das Außenministerium sowie amtliche Medien und Internetportale riefen außerdem dazu auf, das Volk solle seinen Patriotismus auf "vernünftige" Weise äußern, Toleranz zeigen und keine radikalen Maßnahmen ergreifen.

Positiv wurde die persönliche Botschaft von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy an die chinesische Fackelträgerin und Rollstuhlfahrerin Jin Jing hervorgehoben, die bei den Zwischenfällen in Paris die Fackel gegen Angriffe verteidigen musste.

Frankreichs Senatspräsident Christian Poncelet hatte das Schreiben bei einem Besuch in Schanghai persönlich übergeben. Als Gesandter Sarkozys wird am Donnerstag der ehemalige Premierminister Jean-Pierre Raffarin in Peking erwartet. Zudem schickt Sarkozy seinen Berater Jean-David Levitte am Wochenende in die chinesische Hauptstadt.

Die Bemühungen zur Aussöhnung wurden gleichwohl gestört durch die neuen Irritationen um die Verleihung der Ehrenbürgerschaft für den Dalai Lama durch den Stadtrat der französischen Hauptstadt. Chinas Außenministerium verurteilte den Schritt als "eine weitere Provokation" und "grobe Einmischung in innere Angelegenheiten", was die chinesischen Medien am Mittwoch auch verbreiteten.

Nepalesische Behörden schickten indes einen amerikanischen Bergsteiger und Tibet-Sympathisanten am Mount Everest nach Kathmandu zurück. Sicherheitskräfte hätten bei dem Amerikaner ein Banner gefunden, auf dem ein "Freies Tibet" gefordert worden sei, berichtete die Zeitung Kantipur unter Berufung auf das Innenministerium.

Der Amerikaner, dessen Name nicht genannt wurde, sei aufgefordert worden, umgehend das Basislager zu verlassen und in die nepalesische Hauptstadt zurückzukehren. Er werde den höchsten Berg der Welt in dieser Saison nicht mehr besteigen dürfen.

Die nepalesischen Behörden haben Gipfelbesteigungen bis zum 10.Mai aus Angst vor Protesten gegen den Fackellauf generell verboten. Die Regierung will chinafeindliche Aktionen verhindern und geht hart gegen Exiltibeter vor, die in Kathmandu seit dem 10. März regelmäßig demonstrieren.

© dpa/cag/plin - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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