Nach den Anschlägen:Polizei identifiziert mutmaßlichen Drahtzieher

Lesezeit: 1 min

Der Brite soll Kontakte zum al-Qaida-Netzwerk in den USA haben. In Großbritannien soll er die Attentäter rekrutiert und unterrichtet haben. Einen Tag vor den Anschlägen setzte er sich ins Ausland ab.

Das berichtet die Tageszeitung The Times unter Berufung auf Sicherheitskreise. Bei dem mutmaßlichen Drahtzieher handelt es sich demnach - ebenso wie bei den Selbstmordattentätern - um einen Briten pakistanischer Herkunft.

Eine Woche nach den Anschlägen in London kann die Polizei offenbar einen weiteren Fahndungserfolg verzeichnen. (Foto: Foto: dpa)

Er sei etwa Mitte 30. Im vergangenen Monat sei er in einem britischen Hafen angekommen und habe das Land am Tag vor den Anschlägen in London mit mindestens 52 Toten wieder verlassen.

Die Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass der Verdächtige bereits früher in terroristische Operationen verwickelt gewesen sei. Zudem soll er Verbindungen zu Anhängern des Terrornetzwerkes al-Qaida in den USA habe. Die Selbstmordattentäter soll er im nordenglischen Leeds getroffen haben.

Wie die Times weiter berichtete, vermutet die Polizei, dass der Verdächtige die Attentäter im Umgang mit den Rucksackbomben geschult hat. Drei der Bomben waren am Donnerstag nahezu zeitgleich gegen 08.50 Uhr Ortszeit explodiert.

Fahndung nach fünften Attentäter

Bei den mutmaßlichen Attentätern von London handelt es sich nach Medienangaben um vier befreundete Briten pakistanischer Herkunft, die aber alle im Vereinigten Königreich geboren sind und dort auch aufwuchsen. Die Täter waren den Angaben nach nie aufgefallen oder mit dem Gesetz in Konflikt geraten.

Die Polizei fahndet weiter nach einem möglichen fünften Attentäter, der ebenfalls am Bahnhof von Luton nördlich von London gesehen worden sei. Die Attentäter waren von Luton nach London gefahren.

Am Mittwochabend durchsuchte die Polizei ein Haus in Aylesbury nordöstlich von London. Dort sei jedoch niemand festgenommen worden, berichtete der Fernsehsender BBC. Auch sei kein Sprengstoff sichergestellt worden.

Sprengstoff aus Bosnien

Die Ermittler untersuchten die Beziehungen zwischen den Verdächtigen und ihr weiteres Umfeld, sagte Innenminister Charles Clarke. Ein Onkel eines der mutmaßlichen Bombenleger erklärte, dass sein Neffe in diesem Jahr für zwei Monate zu Religionsstudien nach Pakistan gegangen sei.

Mehrere Regierungsbeamte, unter ihnen Außenminister Jack Straw, haben erklärt, dass die Ausführung der Terroranschläge auf eine Mitwirkung des Al-Qaida-Netzwerks hindeute. Die Ermittler gaben an, es gebe keinen Hinweis darauf, dass die Bombenleger ihren eigenen Tod eingeplant hätten und damit als Selbstmordattentäter zu betrachten seien.

Der bei den Anschlägen verwendete Sprengstoff komme wahrscheinlich aus Bosnien-Herzegowina, sagte der Forschungsdirektor der Vereinigung für Internationale Strategische Studien (ISSA), Yossef Bodansky. Es stehe außer Zweifel, dass die Bombenleger Teil eines größeren Netzwerks gewesen seien, das sich um Ausbildung und Logistik gekümmert habe, sagte Bodansky.

© dpa/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: