Nach Brandstiftung:El Masri wird auf Schuldfähigkeit untersucht

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Der durch seine Entführung nach Afghanistan bekannt gewordene Deutsch-Libanese Khaled el Masri wird nach seiner Brandstiftung in einem Neu-Ulmer Supermarkt auf Schuldfähigkeit untersucht.

Der 43-Jährige sei für unbestimmte Zeit in einer psychiatrischen Klinik untergebracht, sagte sein Anwalt Manfred Gnjidic am Freitag in Ulm der Deutschen Presse-Agentur dpa. Bereits seit einem Jahr werde El Masri im Ulmer Behandlungszentrum für Folteropfer behandelt. "Diese Therapie ist aber unzureichend", sagte Gnjidic.

El Masri hatte am Donnerstag gegen 4 Uhr den Supermarkt mit Benzin angezündet. Der Tat ging nach Angaben des Anwalts ein wochenlanger Streit um die Rückgabe eines defekten Musikabspielgeräts voraus. "Wir sehen hier exemplarisch, was passieren kann, wenn man Folteropfer nicht behandelt, sondern allein lässt", sagte Gnjidic.

"Gefahr für die öffentliche Sicherheit"

Der Glaubwürdigkeit seines Mandanten, der nach eigenen Angaben 2004 vom US-Geheimdienst CIA nach Afghanistan verschleppt und gefoltert wurde, habe die Tat nicht geschadet - "im Gegenteil", sagte der Anwalt.

El Masri benötige dringend eine umfassende Psychotherapie, weil er als Folteropfer traumatisiert sei. Auf entsprechende Hilfeersuchen habe die Politik bisher nicht reagiert. Laut richterlichem Beschluss stelle El Masri nun eine "Gefahr für die öffentliche Sicherheit" dar.

Bei dem Brand war ein Schaden von rund 500.000 Euro entstanden. Nach Angaben der Polizei hatte der Täter eine Glastür eingeschlagen und im Eingangsbereich Feuer gelegt. Noch in der Nacht wurde El Masri in der Nähe festgenommen.

Anfang dieses Jahres hatte die Münchner Staatsanwaltschaft wegen der Entführung El Masris Haftbefehle gegen mehrere mutmaßliche CIA- Agenten erlassen. Die Verdächtigen sind international zur Fahndung ausgeschrieben. Mit dem Fall beschäftigte sich auch der BND- Untersuchungsausschuss des Bundestags.

El-Masri ist nach seiner Rückkehr nach Deutschland nicht zum ersten Mal mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Wie die Staatsanwaltschaft Ulm am Freitag bestätigte, wurde gegen den mutmaßlich von der CIA nach Afghanistan verschleppten 43-Jährigen bereits im Januar ein Ermittlungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung eingeleitet.

Ferner erwarten El Masri Ermittlungen wegen Beleidigung, weil er im April eine Angestellte des von ihm angezündeten Metro-Marktes angespuckt haben soll.

Die Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung erfolgte, nachdem der aus dem Libanon stammende Deutsche einen Mitarbeiter der Prüfgesellschaft Dekra verprügelt hatte.

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