Mutmaßlicher Kofferbomber:Prozess in Beirut vertagt

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In Beirut ist der Prozess gegen einen der beiden mutmaßlichen "Kofferbomber" von Köln direkt nach der Eröffnung vertagt worden. Der Angeklagte soll im vergangenen Jahr einen Sprengsatz in einem deutschen Regionalzug deponiert haben - der Hauptschuldige ist nach seiner Aussage jedoch ein anderer.

Der mutmaßliche "Kofferbomber" Jihad Hamad wurde zusammen mit drei weiteren libanesischen Angeklagten zum Justizpalast gebracht. Der Prozess wurde nach der Eröffnung auf den 18. Mai vertagt.

Aus Justizkreisen in Beirut hieß es, man wolle den Ermittlungsbehörden mehr Zeit für die Suche nach einem fünften Verdächtigen geben, der noch auf der Flucht sei.

Jihad Hamad hat nach Angaben der Justizbehörden gestanden, am 31. Juli 2006 einen Sprengstoffkoffer in einem deutschen Regionalzug platziert zu haben.

Als Motiv gab der junge Mann Rache für die Veröffentlichung der dänischen Karikaturen des Propheten Mohammed an.

Hamad und der Libanese Youssef al-Hajdib gelten als Hauptverdächtige. A.-Hajdib wartet in Deutschland auf seinen Prozess. Er soll damals einen Sprengstoffkoffer in einem zweiten Zug deponiert haben.

Die Bundesanwaltschaft will nach eigenen Angaben voraussichtlich im Juli oder August Anklage gegen den 21-jährigen Libanesen A.-Hajdib erheben.

Zwar wartet die Behörde seit November auf die Protokolle der Vernehmung von H. im Libanon. Doch die von den libanesischen Behörden ermöglichte Datenkopie von dessen Computer habe auch den Verdacht gegen A.-Hajdib verdichtet, heißt es in der Bundesanwaltschaft.

Sprengsätze waren fehlerhaft

Hamad bezeichnete al-Hajdib in einem Interview des Nachrichtenmagazins Der Spiegel als Anstifter der Sprengstoffanschläge.

Aus Justizkreisen in Beirut hieß es, am ersten Prozesstag werde es voraussichtlich noch nicht um die Tatvorwürfe gehen.

Im Juli 2006 waren Sprengsätze im Kölner Hauptbahnhof in zwei Regionalzügen deponiert worden. Einer der Züge war von Mönchengladbach nach Koblenz unterwegs. Der andere Zug fuhr von Aachen nach Hamm.

Der Doppelanschlag hatte damals nur deshalb nicht zu einem Blutbad geführt, weil die in den Koffern versteckten Sprengsätze fehlerhaft zusammengebaut waren.

Der Prozess gegen die Männer, die an dem fehlgeschlagenen Terroranschlag beteiligt waren, findet im Libanon statt, da es zwischen der Bundesrepublik und dem arabischen Land kein Auslieferungsabkommen gibt.

Die Verdächtigen sind sunnitische Muslime. Eine Verbindung der jungen Männer zu einer bekannten Terrorgruppe konnte bislang nicht nachgewiesen werden.

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