Muslimischer Feiertag:Laut nachgedacht

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Bundesinnenminister de Maizière fühlt sich in der öffentlichen Debatte falsch verstanden. Er habe keinen muslimischen Feiertag vorgeschlagen.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) fühlt sich in der öffentlichen Debatte über einen muslimischen Feiertag falsch verstanden. "Einen Vorschlag von mir zur Einführung eines muslimischen Feiertages gibt es nicht. Ich werde auch keinen solchen Vorschlag machen", heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme de Maizières.

Der noch amtierende Bundesinnenminister reagierte damit auf teils heftige Kritik aus der Union. Er hatte sich kürzlich bei einer Wahlkampfveranstaltung in Wolfenbüttel offen dafür gezeigt, in bestimmten, von vielen Muslimen bewohnten Regionen Deutschlands einen muslimischen Feiertag zu erwägen. "Ich bin bereit, darüber zu reden, ob wir auch mal einen muslimischen Feiertag einführen", hatte er erklärt. Allerheiligen sei auch nur dort Feiertag, wo viele Katholiken lebten. Generell seien die Feiertage in Deutschland aber christlich geprägt, und das solle so bleiben. Aus der CSU war scharfe Kritik gekommen, ebenso vom - zu der Zeit noch wahlkämpfenden - CDU-Spitzenkandidaten in Niedersachsen, Bernd Althusmann.

De Maizières Äußerung war vielfach als Vorschlag oder gar Forderung verstanden worden. Das will der Minister so nicht stehen lassen. In seiner Stellungnahme, die der CDU-Politiker am Dienstag auf seiner Abgeordneten-Homepage veröffentlichte, betont de Maizière, er habe sich bei der Veranstaltung in Wolfenbüttel dafür ausgesprochen, dass die Gesellschaft an den christlichen Wurzeln - am Glockengeläut, an christlichen Festen, Feiertagen und vielem mehr - auch weiterhin festhalte. "Das war die Ausgangslage", schreibt er. "Auf diesem Fundament habe ich einen Gedanken aufgegriffen, in Regionen mit einem sehr hohen Anteil von Muslimen über einen muslimischen Feiertag zu diskutieren." Dabei habe er klargemacht, dass die Kultur und auch die Feiertage in Deutschland weiter christlich geprägt und begründet bleiben müssten. "Daraus einen Vorstoß oder Vorschlag für einen muslimischen Feiertag zu machen, ist abwegig."

Die Debatte ist indes vorangeschritten. In den vergangenen Tagen waren Befürworter eines muslimischen Feiertags de Maizière beigesprungen, etwa der Zentralrat der Muslime. Nun folgte das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). "In einer multireligiösen Gesellschaft kann in Gegenden mit hohem Anteil an frommen Muslimen ein islamischer Feiertag hinzukommen, ohne dass die christliche Tradition unseres Landes verraten würde - das geschieht viel eher in der Umgestaltung des Nikolaus zum Weihnachtsmann", sagte ZdK-Präsident Thomas Sternberg der Passauer Neuen Presse am Dienstag. Dies wiederum rief die CSU erneut auf den Plan. "Ich bin tief bestürzt, ja fassungslos, dass sich jetzt auch noch die Spitze des Zentralkomitees der Katholiken für einen Islam-Feiertag ausspricht", sagte Generalsekretär Andreas Scheuer. Er kündigte an, dass es mit der CSU keinen solchen Feiertag in Deutschland geben werde. Als Vermittler versuchte sich Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU). Er sagte, de Maizière habe nicht für einen muslimischen Feiertag plädiert. "Es ging ihm eher darum, eine solche Debatte nicht von vorneherein abzuwürgen. Das halte ich auch für richtig."

© SZ vom 18.10.2017 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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