Muslime verärgert:Vatikan weist Kritik an Papst-Äußerungen zurück

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Der Papst respektiere den Islam, erklärte Vatikansprecher Federico Lombardi nach der Rückkehr des Kirchenoberhaupts von dessen Deutschlandbesuch. Benedikt wolle den Respekt und den Dialog mit anderen Religionen und Kulturen vorantreiben, auch mit dem Islam.

Führende Muslime in Deutschland und der Türkei hatten sich zuvor verärgert über die Äußerungen des Papstes zum Islam während seines Deutschlandbesuchs geäußert.

Benedikt XVI. will im November der Türkei einen Besuch abstatten. Er folgt einer Einladung von Staatspräsident Ahmed Necdet Sezer. Papst Benedikt XVI. hatte in Regensburg erklärt, Religion dürfe niemals zur Rechtfertigung von Gewalt missbraucht werden oder gar selbst zur Gewalt aufrufen.

Der Generalsekretär des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, sagte dem Tagesspiegel, es falle ihm schwer zu glauben, "dass der Papst gerade im Verhältnis zur Gewalt die Grenze zwischen Islam und Christentum sieht". Schließlich sei auch die Geschichte des Christentums blutig gewesen - "man denke nur an die Kreuzzüge oder die Zwangsbekehrungen von Juden und Muslimen in Spanien".

Auch Benedikts Einschätzung des Islams als einer Religion, die nicht auf Vernunft baue, verstehe er nicht, sagte Mazyek: "Gerade im Islam ist der Vernunftgedanke besonders präsent. Für die islamische Rechtsprechung ist der Gebrauch des eigenen Kopfes sogar eine der Säulen."

Der Vorsitzende des Islamrats, Ali Kizilkaya, nannte die Aussagen des Papstes während seines Deutschlandbesuchs "irritierend und höchst bedauerlich". Benedikt habe zu Beginn des Besuchs an die Politik appelliert, den Dialog der Kulturen und Religionen zu verstärken. Dies sei allerdings "kein positiver Beitrag dazu", sagte Kizilkaya dem Blatt. "Wenn wir alle in die historische Kiste greifen wollten, dann wäre der Dialog kaum möglich."

Der oberste islamische Geistliche in der Türkei, Ali Bardakoglu, forderte den Papst auf, seine Äußerungen zurückzunehmen und sich zu entschuldigen. Er fühle sich von den Bemerkungen beleidigt, sagte der Vorsitzende des Direktorats für religiöse Angelegenheiten laut der Nachrichtenagentur Anadolu.

Papst Benedikt wird Ende November die Türkei besuchen. Er folgt damit einer Einladung von Staatspräsident Ahmet Necdet Sezer. Bardakoglu richtete zugleich Vorwürfe gegen das Christentum. Nicht der Islam, sondern das Christentum habe das Schwert zur Bekehrung genutzt, sagte der Geistliche. "Die Kirche und die westliche Öffentlichkeit haben Kreuzzüge begonnen, weil sie im Islam den Feind sehen."

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