Mohammed-Karikaturen:Iraner greifen Österreichs Botschaft an

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Aus Protest gegen die umstrittenen Mohammed-Zeichnungen haben Demonstranten in Teheran versucht, die Vertretung Österreichs in Brand zu setzen. Unterdessen forderten die USA die Europäer zu einem intensiveren Dialog mit der muslimischen Welt auf.

Den Demonstranten in Teheran gelang es nicht, das Botschaftsgebäube selbst anzustecken, sondern lediglich das Tor. Dann sei bereits die Feuerwehr angerückt und habe das Feuer gelöscht, berichten Augenzeugen. Anschließend habe die Polizei die Demonstranten aus dem Botschaftsviertel vertrieben.

Demonstranten vor Österreichs Botschaft in Teheran. (Foto: Foto: dpa)

Schon zuvor war es vor der österreichischen Vertretung zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen.

Die mehreren hundert Demonstranten protestierten auch gegen andere europäische Länder, in denen die als beleidigend empfundenen Karikaturen nachgedruckt worden waren.

Sie skandierten "Tod Deutschland", "Tod England" und verbrannten Flaggen der Länder.

Unter dem Eindruck der Proteste haben die USA Europa zu einem intensiveren Dialog mit der muslimischen Welt aufgefordert.

"Sensibler mit Religionsfragen umgehen"

Beide Seiten müssten "gleichermaßen sensibler mit Religionsfragen" umgehen, sagte US-Staatssekretär für Europa und Eurasien Kurt Volker in Brüssel. Zugleich betonte Volker aber, dass die Gewalt gegen europäische Einrichtungen im Nahen und Mittleren Osten nicht zu rechtfertigen sei.

Mit Verweis auf Syrien äußerte Volker allerdings die Vermutung, dass die Proteste vom Wochenende keine spontane Aktion gewesen seien.

Die Bundesregierung sieht unterdessen einen "vernunftbetonten Dialog der Kulturen" als ganz großes Thema in den internationalen Beziehungen.

Regierungssprecher Ulrich Wilhelm sagte, in der globalisierten Welt werde es immer wieder Kontroversen wie die um die Mohammed-Karikaturen geben.

Gewaltsame Ausschreitungen könnten nur vermieden werden, wenn Vernunft walte. "Es wird bestimmendes Thema des nächsten Jahrzehnts, die Anstrengungen zum Dialog zu erhöhen."

Wilhelm betonte, die Bundesregierung sei in der Auseinandersetzung um die Karikaturen "nicht berufen, Schiedsrichter zu sein".

Die Presse- und Meinungsfreiheit seien unverzichtbar "und aus unserer Demokratie schlicht nicht wegzudenken". Es müssten alle Anstrengungen unternommen werden, um zu einem "Dialog der Kulturen" zu kommen, sagte der Regierungssprecher.

Es werde immer wieder der Fall eintreten, dass "die eine oder andere Verhaltensweise in einem Teil der Gesellschaft Gefühle in einem anderen verletzt".

Das werde "in den nächsten Jahren ein ganz großes Thema in den Gesellschaften untereinander und der Träger dieses Dialogs, der Medien, der Religionen", sagte Wilhelm.

Als wichtigen Partner nannte er auch die Nichtregierungsorganisationen. "Auch die Wirtschaft hat da sicher Möglichkeiten." In der aktuellen Debatte gehe es darum, "auf Differenzierung hinzuwirken".

Es gehe dabei nicht so sehr um Haushaltsmittel, sondern vielmehr um eine "Diskussion, die von allen in der Gesellschaft geführt werden muss". Man könne es sich nicht leisten, auf eine solche Entwicklung nicht zu reagieren.

EU bemüht sich um gemeinsame Haltung

Der Sprecher des Außenministeriums, Martin Jäger, erklärte, die EU-Staaten wollten am Nachmittag in Brüssel eine gemeinsame Haltung in der Frage der Mohammed-Karikaturen zu finden versuchen.

Er versicherte, dass das Auswärtige Amt alles tue, um die deutschen Botschaften besser zu schützen. Zu Einzelheiten bereits getroffener Maßnahmen wollte er nicht Stellung nehmen. Jäger bestätigte nicht, dass das Auswärtige Amt Hinweise habe, dass einzelne Regierungen den Demonstranten hilfreich zur Seite gestanden hätten.

EU-Kommissionssprecher Johannes Laitenberger betonte, Ausschreitungen wie jene am Wochenende seien auch dadurch nicht zu rechtfertigen, dass die Karikaturen religiöse Gefühle verletzt hätten.

Kommissionspräsident José Manuel Barroso habe bereits mit dem dänischen Ministerpräsidenten Anders Fogh Rasmussen und dem Ratsvorsitzenden und österreichischen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel über eine angemessene Reaktion beraten.

Sicherheitslage in Deutschland unverändert

In Deutschland hat sich die Sicherheitslage nach Einschätzung des Bundesinnenministeriums nicht verändert. Es gebe keinen Anlass, im Inland die Sicherheitsvorkehrungen über das derzeitige Maß hinaus zu verstärken, sagte eine Ministeriumssprecherin.

In Damaskus waren am Samstag die Botschaften Dänemarks und Norwegens in Brand gesetzt worden. "Das passiert nicht einfach nur so", sagte Volker. Die EU-Staaten wollten am Montag in Brüssel über das weitere Vorgehen beraten. Dazu sollte am Nachmittag der sicherheitspolitische Ausschuss der Mitgliedstaaten tagen.

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