Mistral-Schiffe:Neuer Käufer gesucht

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Nach dem geplatztem Mistral-Deal zahlt Paris fast eine Milliarde Euro an Moskau zurück. Russlands Führung will mitreden bei der Suche nach einem Käufer.

Von Julian Hans, Moskau

Nachdem Frankreich die Lieferung zweier Mistral-Kriegsschiffe an Russland abgesagt hat, überweist Paris knapp eine Milliarde Euro Vorauszahlungen an Moskau zurück. Bei der Suche nach neuen Käufern will die russische Führung mitreden - um am Ende mitzuverdienen.

In einem Gesetzentwurf, den die französische Nationalversammlung am Mittwoch auf ihrer Website veröffentlichte, heißt es, die Regierung werde den russischen Behörden "die vereinbarte Summe von 949 754 849 Euro" zahlen. Berichte, die Gesamtkosten für das geplatzte Rüstungsgeschäft beliefen sich auf zwei Milliarden Euro, wies Frankreichs Finanzminister Michel Sapin zurück. Russische Medien berichteten indes, auch die Kosten für das Training der Besatzung und für die Planung eigener Landungsanlagen in Russlands fernem Osten würden erstattet.

Sein Land werde "ohne Probleme neue Abnehmer finden", hatte Frankreichs Präsident François Hollande nach der Auflösung der Verträge Anfang August verkündet. Allerdings will Moskau dabei mitreden. "Wir gehen davon aus, dass die Interessen Russlands berücksichtigt werden", sagte ein Sprecher von Präsident Wladimir Putin am Mittwoch. Weil die Hubschrauberträger mit Komponenten aus Russland speziell für die Bedürfnisse der russischen Armee gebaut wurden, gab es zwischenzeitlich Spekulationen, sie seien für eine andere Anwendung unbrauchbar und müssten verschrottet werden.

Nun wird nach Käufern gesucht, die ebenfalls russische Waffensysteme verwenden. Moskau hofft, dass der neue Kunde auch die Hubschrauber des Typs Ka-52K mitbestellt, die der russische Hersteller Kamow speziell für den Einsatz auf den Mistral-Trägern angepasst hat. Eine ganze Reihe von Staaten kommt als Abnehmer infrage: Brasilien, Indien, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Bei seinem Moskau-Besuch im Februar soll sich der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi nach den Mistrals erkundigt haben, berichtet die Zeitung Kommersant. Allerdings fehlt Ägypten zurzeit das Geld dafür, weshalb russische Medien spekulieren, Moskau könnte Kairo einen Kredit zur Finanzierung gewähren. Sollten die Mistrals an Ägypten gehen, würden sie von einem Konfliktgebiet ins nächste verschoben: Die Hubschrauberträger eignen sich ebenso für Operationen auf der Halbinsel Sinai wie an der Küste des Baltikums.

Russland hatte die beiden Hubschrauberträger im Wert von 1,2 Milliarden Euro im Juni 2011 bestellt. Schon damals äußerten die baltischen Staaten Bedenken; die Schiffe können für Spezialoperationen an der Küste eingesetzt werden. Wegen der russischen Aggression gegen die Ukraine wurde die Auslieferung im vergangenen Jahr gestoppt.

© SZ vom 04.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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