Minister Möllrings Freiflug:Jugendtraum mit bösem Nachspiel?

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Es war sein größter Wunsch: Niedersachsens Finanzminister Möllring wollte nur einmal im Cockpit eines Bundeswehr-Jets mitfliegen. Diesen Traum hat er sich nun kostenlos erfüllt. Genau das könnte ein böses Nachspiel haben.

Er hat sich damit einen langgehegten Jugendtraum erfüllt: Am Montag durfte Niedersachsens Finanzminister Hartmut Möllring (CDU) eine Stunde lang in einem Kampfjet der Bundeswehr mitfliegen. Nun könnte der kostenlose Freiflug in einem Phantom-F4-Jäger der Luftwaffe ein böses Nachspiel für den Politiker haben: Die Opposition erhob am Donnerstag im Landtag schwere Vorwürfe und kündigt ein parlamentarisches Nachspiel an.

Seit seinem Freiflug in der Kritik: Niedersachsens Finanzminister Hartmut Möllring (CDU). (Foto: Foto: dpa)

Es handele sich um einen "skandalösen Vorgang", sagte der SPD- Landesvorsitzende Garrelt Duin in Hannover. Mit dem Phantom-Flug habe Möllring vermutlich gegen das Ministergesetz verstoßen, das verbietet, Geschenke im Wert von mehr als zehn Euro anzunehmen.

Möllring verteidigte sein Handeln: Hintergrund des Fluges sei vor allem "ein klares Bekenntnis zur Bundeswehr in Niedersachsen" gewesen. "Ich halte es für wichtig, dass sich möglichst viele Personen des öffentlichen Lebens zur Bundeswehr bekennen, denn die Soldaten halten jeden Tag den Kopf hin." Mit dem Flug hat er sich eigenen Angaben zufolge einen "Jugendtraum" erfüllt.

"Ungewöhnlicher Vorgang"

Auch Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) nahm seinen Minister in Schutz: "Ich habe diese Einladung auch und habe sie bisher nur deshalb nicht wahrgenommen, weil ich nicht weiß, ob ich mich dieser Belastung unterziehen möchte", sagte Wulff am Mittwoch in Hannover. "Möllring ist da aus einem anderen Holz geschnitzt." Der Minister habe die Gelegenheit genutzt, "um mit den Soldaten im Gespräch zu bleiben".

Niedersachsens SPD-Fraktionschef Wolfgang Jüttner sprach hingegen von einem "ungewöhnlichen Vorgang". "Möllring hat sein Amt missbraucht, um sich selbst einen ausgefallenen Jugendtraum zu verwirklichen", sagte auch Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel.

Er forderte eine komplette Aufstellung der Gesamtkosten für den einstündigen Rundflug des Finanzministers, der für seinen strikten landespolitischen Sparkurs bekannt ist. Ein dienstlicher Zweck sei nicht zu erkennen, kritisierte Wenzel und forderte Möllring auf, die Kosten für den Flug persönlich zu begleichen. "Minister Möllring hat sich über den Wolken die Flügel verbrannt", sagte Wenzel.

Ein Presseoffizier der Bundeswehr, Oberstleutnant Knut Freter, bezifferte die Betriebskosten pro Flugstunde auf 8700 Euro. Möllring, der früher Fallschirmspringer war, habe einen normalen Übungs- und Ausbildungsflug mitgemacht, so dass keine zusätzlichen Kosten entstanden seien. "Es war kein Extra-Flug", sagte Freter.

© dpa/AP/dmo/schä - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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