Mexico City:"Wir brauchen eine Streitkraft, die bei Wasserkonflikten eingreift"

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Angesichts drohender Auseinandersetzungen um Trinkwasser haben Nichtregierungsorganisationen den Aufbau einer internationalen Eingreiftruppe gefordert. Das Treffen wurde von heftigen Protesten überschattet.

Mehr als 10.000 Menschen demonstrierten während der Eröffnung des vierten Weltwasserforums in Mexikos Hauptstadt. Die Polizei nahm etliche Randalierer fest.

Großaufgebot der Polizei in Mexiko City (Foto: Foto: dpa)

Die Demonstranten kritisierten, Wasser werde zu einem Geschäft für private Unternehmen gemacht. Leidtragende seien vor allem die Armen.

Mit Blick auf zunehmende Konflikte um Wasser forderten Nichtregierungsorganisationen den Aufbau einer internationalen Eingreiftruppe zur Krisenprävention.

Die Truppe nach dem Vorbild der UN-Blauhelme solle die nationalen Regierungen nicht bevormunden, sagte der Präsident des Welt-Wasser-Rates, Lous Fauchon. "Aber wir brauchen eine Streitkraft, die bei Wasserkonflikten eingreift."

Man müsse aufhören, das Problem "mit makro-ökonomischen Theorien, abstrakten mathematischen Modellen oder unmenschlichen Umstrukturierungen zu lösen", sagte der Leiter der Nichtregierungsorganisation. Erforderlich seien Ansätze mit "Gefühl und Solidarität".

Reiche Länder sollten einen großen Investitionsfonds auflegen, um die Wasserversorgung in den 50 ärmsten Ländern und den 20 ärmsten Mega-Städten zu finanzieren. "Wasser ist gefährdet, und mit ihm wir alle."

Coca-Cola und Co. kassieren ab

In Mexiko etwa leben rund 40 Prozent der 103 Millionen Einwohner in Armut. Zugleich ist das mittelamerikanische Land der größte Verbraucher von Flaschenwasser nach den USA.

Eine ähnliche Situation herrscht nach Aussage von Experten in China, Indien, Indonesien - als Folge der schlechten Qualität der öffentlichen Wasserversorgung. Die wiederum liege im Argen, weil viele Verbraucher nicht bereit seien, für Leitungswasser kostendeckende Preise zu zahlen.

Hiervon profitieren multinationalen Konzernen wie Coca-Cola, PepsiCo und Nestlé: Der zunehmende Verkauf von Getränken in Flaschen in Entwicklungsländern bringt den Unternehmen weltweit jährlich Einnahmen von 100 Milliarden Dollar (83,5 Milliarden Euro).

Die Entwicklung führt, so die Kritik, zu einer schleichenden Privatisierung der Trinkwasserversorgung.

Der mexikanische Präsident Vicente Fox bezeichnete unterdessen Wasser in seiner Eröffnungsrede als ein öffentliches Gut, das alle Regierungen ihrer Bevölkerung garantieren müssten.

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