Meine Presseschau:Skeptische Blicke auf Kuba

Das Ende der langen Ära der Castros und der politische Wandel in Kuba lösen in den großen lateinamerikanischen Medien eher skeptische Reaktionen aus.

Von Sebastian Schoepp

Der politische Wandel in Kuba hat in den großen lateinamerikanischen Medien eher skeptische Reaktionen ausgelöst. Nicht ganz überraschend kommt etwa der Nuevo Herald, das Organ des anticastristischen Exils in Miami, zu dem Schluss, dass sich nicht viel ändern wird. Kuba habe einen neuen Präsidenten, aber ob das wirklich das Ende einer Ära sei, fragt das Blatt. Es gibt die Antwort selbst: Miguel Díaz-Canel sei nichts anderes als eine Marionette Raúl Castros, dessen Reformansätze halbherzig seien. "Castro hat wenig erfüllt von dem, was er versprach." Zwar sei die staatliche Maschinerie etwas verkleinert worden, aber die Staatsbürokratie verhindere echten Fortschritt für kleine Unternehmer.

Ähnlich der Tenor in den zumeist konservativen Medienhäusern Südamerikas. Auch El Tiempo in Kolumbien betont, Díaz Canel sei nichts weiter als ein Produkt des Castrismus. Aber immerhin gesteht man den Kubanern zu, einen behutsamen Wandel geschafft zu haben, der "keine Umkehr mehr zulässt". Das habe zumindest auch die frühere nordamerikanische Regierung anerkannt.

In Mexiko, wo man Kuba stets etwas offener gegenüberstand, beschreibt die linksliberale Zeitung El Universal die Herausforderung, die Díaz-Canel durch die veränderte Weltlage bewältigen muss: Trump in Washington und ein lateinamerikanisches Umfeld, das in letzter Zeit stark nach rechts gerutscht ist - in diesem Kontext eine Wirtschaft in Schwung zu bringen, die in einem eisernen ideologischen Rahmen stecke, das sei alles andere als einfach.

© SZ vom 21.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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