Medien:18, 20 - nur nicht passen!

Lesezeit: 1 min

Skatfreund Lothar Späth überreizt sich mit einem Polit-Talk.

Peter Luley

In Wahlkampfzeiten fühlen sich die Fernsehsender bemüßigt, ihre politische Kompetenz herauszustellen - Talkshows, günstig und schnell zu produzieren, gelten da als probates Mittel. So reaktivierte der zur RTLGroup gehörende Spartenkanal n-tv am Sonntag die Plauderrunde Späth am Abend.

Einmal pro Monat - das nächste Mal in 14 Tagen - soll der einstige Landeschef von Baden-Württemberg und zwischenzeitliche Jenoptik-Sanierer Lothar Späth, 67, netto 45 Minuten lang mit zwei bis drei Gästen "die teils hochtrabende politische Diskussion in die Lebenswirklichkeit der Menschen zurückbringen", wie es heißt.

Onkelig-antiquiert

Der erste Eindruck war, trotz Weinregal und Stammtisch-Atmosphäre, eher ernüchternd: Der langjährige CDU-Politiker, den sie "Cleverle" nannten, war fahrig und fragte unstrukturiert; seine immer wieder bemühten Analogien zwischen Skatspiel und Politik wirkten etwas onkelig-antiquiert.

Daran hatte selbstredend auch die soignierte Herrenrunde zu Späths Premiere ihren Anteil: Geladen waren der grüne Umweltminister Jürgen Trittin, CDU-Kompetenzteam-Mitarbeiter Wolfgang Schäuble und der derzeit im Fernsehen omnipräsente Stern-Vize Hans-Ulrich Jörges, von Späth als "Hans-Georg" vorgestellt.

Bei Paul Kirchhofs Steuerideen begannen Trittin und Schäuble ein routiniertes Sich-Beharken auf allerlei Themenfeldern. Weder Späth ("Wollen Sie dazu noch was sagen?") noch Jörges mit expressionistischen Koalitionsgemälden ("Warum nicht Schwarz-Grün?") vermochten daran etwas zu ändern.

Die vorab versprochene einfache, phrasenfreie Sprache erwies sich als dialektelnde Flapsigkeit (Späth zu Trittin: "Im Bundesrat werden die's ja einfacher haben wie Ihr."). Und der Zuschauer schielte öfter auf das News-Laufband - dort flimmerten DFB-Pokal-Ergebnisse vorbei.

Späth war's zufrieden. Er hat schon seit einigen Jahren so viele Talkrunden (Gysi und Späth im MDR, Lothar Späth: Standort Deutschland auf N 24) geleitet, da kommt es auf diese nicht mehr an.

Seiner Runde attestierte er, sich "über alles spannend unterhalten" zu haben, "der Rest liegt noch im Skat". 18, 20 - nur nicht passen hieß einmal das Skatfernsehen im Ersten. Vielleicht wäre das etwas für Lothar Späth?

© SZ vom 23.8.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: