"Me Too"-Debatte:Männer, Macht und Grenzen

Deneuve und Co: Wie man die sexuelle Freiheit selbstbewußt und selbstbestimmt verteidigt.

Von Karin Janker

Nun nimmt die "Me Too"-Debatte die entscheidende Wendung. Der Gastbeitrag von Catherine Millet, Catherine Deneuve und anderen prominenten Französinnen in Le Monde ist wichtig dafür, dass "Me Too" als ernstzunehmende Bewegung und nicht als einseitige Lobbyarbeit gegen Männer wahrgenommen wird. Vielfalt der Stimmen stärkt das Anliegen, sexualisierten Machtmissbrauch abzubauen. Die Empörung vor allem junger Frauen darüber, dass ihnen die älteren die Solidarität verweigerten, ist der größere Schaden für "Me Too".

Der Artikel will Männern "das Recht, lästig zu sein" zugestehen und die sexuelle Freiheit verteidigen. Millet und Deneuve fordern aber keineswegs ein "Recht auf sexuelle Belästigung", wie ihnen vorgeworfen wird. Das "Recht, lästig zu sein" impliziert vielmehr, dass Frauen sich selbst gegen unliebsame Flirtversuche zur Wehr setzen, ohne patriarchale Intervention von außen. Es geht um die Selbstermächtigung der Frau.

Der Text verharmlost ekelhaftes Verhalten von Männern zwar, spricht aber gleichzeitig Frauen die Macht zu, selbst die Grenzen zu ziehen. Die Unterzeichnerinnen wollen lieber ernst genommen als beschützt werden. Auch eine erfolgreiche Managerin könne es nach Feierabend genießen, sich zum sexuellen Objekt eines Mannes zu machen, schreiben sie. Diese Trennung zwischen öffentlicher und privater Sphäre, die hier eingefordert wird, ist für das Vertrauen zwischen den Geschlechtern unerlässlich.

© SZ vom 11.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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