Matthias Platzeck:Deichgraf als SPD-Chef?

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Nach dem angekündigten Rücktritt von SPD-Chef Franz Müntefering könnte für Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck die große Stunde schlagen. Der 51-jährige Potsdamer kommt als möglicher Nachfolger an der Spitze der SPD in Frage. Platzeck ist einer der profiliertesten ostdeutschen SPD-Politiker und zählt zu den erklärten Nachwuchshoffnungen der Partei.

Eigentlich sollte der Landeschef behutsam für den SPD-Spitzenposten aufgebaut werden. Auf dem Bundesparteitag der SPD Mitte November in Karlsruhe sollte er als Vize-Parteichef kandidieren. Nun warten möglicherweise noch höhere Aufgaben auf ihn.

Matthias Platzeck ist offenbar bereit, Verantwortung zu übernehmen (Foto: Foto: AP)

Wie es aus dem Brandenburger SPD-Landesvorstand hieß, würde Platzeck damit dem Wunsch vieler SPD-Mitglieder aus allen Teilen Deutschlands Rechnung tragen und sich auf Bundesebene für eine moderne Sozialdemokratie stark machen. Schwerpunkte seiner Arbeit sieht Platzeck selbst in der Bewältigung des demografischen Wandels, in der Stärkung der Bildung und im Ausbau der Kontakte nach Osteuropa.

Platzeck, der nach seiner Rolle bei der Bekämpfung der Oderflut 1997 als "Deichgraf" tituliert und bundesweit bekannt wurde, ist ein pragmatischer Politiker. Beim Oderhochwasser zeigte er unermüdliches und überlegtes Engagement. Er gewann im September 2004 in Brandenburg eine Landtagswahl gegen den Bundestrend. Denn die SPD befand sich damals wegen des Reformgesetzes "Hartz IV" in einem Umfragetief.

Platzeck zog im Wahlkampf auf die Marktplätze, wagte die direkte Konfrontation mit dem Wähler - und siegte. Er stand zudem lange für ein entspanntes Verhältnis zwischen der früheren PDS und der SPD. Dies trübte sich erst ein, als die PDS 2004 zum Teil polemisch gegen "Hartz IV" zu Felde zog. Mit der CDU und ihrem streitbaren Landeschef Jörg Schönbohm sitzt Platzeck zusammen am Kabinettstisch in Potsdam.

Matthias Platzeck ist seit dem 8. Juli 2000 SPD-Chef in Brandenburg. Im September 1998 war er zum Oberbürgermeister von Potsdam gewählt worden. Er war lange Kronprinz von Ministerpräsident Manfred Stolpe und folgte diesem am 26. Juni 2002 in das Amt des Brandenburger Regierungschefs nach.

Seine politischen Wurzeln hat Platzeck bei den Grünen der Wendezeit. Er wirkte am Zentralen Runden Tisch mit und gehört dem Kabinett von Hans Modrow an. Für die Grünen saß Platzeck in der Volkskammer, im Bundestag und im Brandenburger Landtag. Schließlich ging er als Umweltminister in das erste Kabinett Stolpes. 1993 brach Platzeck mit der Öko-Partei. Nach einer Übergangszeit als parteiloser Minister trat er Mitte 1995 in die SPD ein.

Platzeck wurde am 29. Dezember 1953 als Sohn eines Arztes in Potsdam geboren. Er ist geschieden und hat drei Töchter.

(ddp)

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