Massen-Demo:Frauen gegen Bush

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Abtreibungen sollen in den USA legal bleiben - das forderten hunderttausende Frauen in Washington auf einer der größten Kundgebungen für Frauenrechte.

Rednerinnen warfen am Sonntag Bush und den ihn unterstützenden konservativen und religiösen Kreisen vor, mit ihrer Politik nicht nur Frauenrechte in den USA, sondern weltweit zu untergraben. Die Washingtoner Behörden machen keine offiziellen Angaben über die Zahl von Demonstranten, Polizeikreise schätzten die Menge aber auf 800.000.

My Body, my choice - oder: Mein Bauch gehört mir. (Foto: Foto: AP)

Das wäre weit mehr als die halbe Million, die 1992 für das Recht auf Abtreibung demonstrierten. Zu den Rednerinnen der Kundgebung gehörten die Vorsitzende der Demokraten im Repräsentantenhaus, Nancy Pelosi, die demokratische Senatorin Hillary Clinton und die Feministin Gloria Steinem.

Pelosi rief die Frauen auf, sich ihrer Macht bewusst zu sein und sie zu gebrauchen: "Es ist eure Entscheidung und nicht die der Politiker." Steinem sagte, Bushs Regierung vertrete in Frauenfragen ähnliche Standpunkte wie muslimische Extremisten und der Vatikan. Auch Teilnehmerinnen aus fast 60 Ländern nahmen an dem Protestmarsch teil, dessen thematische Schwerpunkte Geburtenkontrolle, sexuelle Aufklärung und Gesundheitsversorgung von Frauen waren.

"Systematische Aushöhlung des Rechts"

Die Frauen gingen für das vom US-Verfassungsgericht verbriefte Recht auf Abtreibung bis zum sechsten Schwangerschaftsmonat auf die Straße. Sie warfen der US-Regierung vor, dieses Recht systematisch auszuhöhlen.

Gesetzliche Einschränkungen würden vor allem armen Frauen den Zugang zu Informationen über Verhütung und Abtreibungskliniken versperrren. Nach Angaben der Organisatorinnen sterben jährlich 75.000 Frauen in den USA an den Folgen einer illegalen Abtreibung.

Die rund 2000 Abtreibungskliniken in den USA sind demnach von gewalttätigen Demonstrationen von Abtreibungsgegnern sowie mangelnder Finanzausstattung bedroht

"Wenn die Regierung den Frauen die Möglichkeit von sicheren, legalen Abtreibungen nimmt, obwohl sie weiß, dass eine Frau, die eine Abtreibung braucht, vermutlich auch eine bekommt - dann ruft sie Frauen zum Selbstmord auf", sagte eine der Organisatorinnen, die Schauspielerin Whoopi Goldberg, vor der Kundgebung. "Deshalb marschiere ich mit."

Auch Sharon Stone, Demi Moore, Salma Hayek und Uma Thurman, Oscar-Gewinnerinnen Charlize Theron und Helen Hunt sowie die Sängerinnen Christina Aguilera und Pink unterstützten die Demonstration.

Die Kundgebung verlief friedlich; bei einer kleinen Gegendemonstration von Abtreibungsgegnern wurden 16 Personen von der Christlichen Verteidigungskoalition verhaftet, die mit Tinte gefüllte Plastikeier auf Plakate und Transparente der Kundgebungsteilnehmer warfen.

Das US-Verfassungsgericht hatte 1973 geurteilt, dass die Bundesstaaten Schwangerschaftsabbrüche in den ersten sechs Monaten erlauben müssen. Das Thema ist eines der umstrittensten in Amerika: In einer im November veröffentlichten Umfrage sagten 53 Prozent der Befragten, die Entscheidung für eine Abtreibung müsse der Frau und ihrem Arzt überlassen bleiben. 44 Prozent sprachen sich für Einschränkungen oder gar ein totales Abtreibungsverbot aus.

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