Marx:3000 Kilo Kommunismus

Es gibt gute Gründe dafür, Karl Marx in Trier mit einer Statue zu würdigen.

Von Heribert Prantl

Wie groß ist Karl Marx? In seinem Geburtsort Trier ist er sehr groß. Am nächsten Freitag, noch vor seinem 200. Geburtstag also, wird er fünfeinhalb Meter hoch und dreitausend Kilo schwer dort aufgestellt, unweit der Porta Nigra. Die lokale FDP ist gegen die Statue, weil sie ein Geschenk aus China ist; die AfD und Opferverbände sind auch dagegen, weil Marx schuld sei an den Verbrechen der kommunistischen Diktaturen des 20. Jahrhunderts - die Marx nicht mehr erlebt hat, weil er 1883 gestorben ist. Die Verbrechen des real existierenden Kommunismus kann man ihm so viel oder wenig anlasten, wie man Alfred Nobel die Toten durch Dynamit anlasten kann.

Die Statue, die aufgestellt wird, hat das eine bekannte Marx-Gesicht. Aber eigentlich gibt es vier Marxe: den Ökonom, den Politiker, den Journalisten und den Historiker. Auch die, die sich mit den ersten drei schwertun, müssen vor dem Historiker den Hut ziehen; er ist bahnbrechend für die Erklärung des Kapitalismus als historisches Phänomen. Er gehört zu den Denkern der Weltgeschichte. "Denk dir Rousseau, Voltaire, Lessing, Heine und Hegel in einer Person vereinigt - so hast du Dr. Marx", schrieb der Philosoph Moses Hess schon 1841 über den ganz jungen Marx.

So euphorisch muss man gar nicht sein, um künftig vor seinem Denkmal zu verharren.

© SZ vom 10.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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