Makabre Schau in Bagdad:Leichen der Saddam-Söhne vorgeführt

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Die US-Armee in Bagdad hat der internationalen Öffentlichkeit die Leichen von Saddam Husseins Söhnen vorgeführt. Eine Gruppe von Journalisten nahm die präparierten Leichname von Udai und Kusai Hussein am Internationalen Flughafen von Bagdad in Augenschein.

Ein US-Militärsprecher sagte, die Gesichter der beiden seien zuvor künstlich wiederhergestellt worden, "um sie den Gesichtern der lebenden Brüder so ähnlich wie möglich zu machen".

Eine türkische Zeitung berichtete unterdessen, das US-Militär vermute den gestürzten Staatschef Saddam Hussein in der nordirakischen Stadt Mosul, wo Udai und Kusai am Dienstag getötet wurden.

Die Gesichtspartien von Udai und Kusai Hussein seien mit einer speziellen Modelliermasse für Leichenbestatter aufbereitet worden, sagte der US-Militärsprecher. Dieses Verfahren sei gängige Praxis; es gebe keine Absicht, die Öffentlichkeit zu täuschen.

Die Hussein-Brüder waren am Dienstag bei einer mehrstündigen Belagerung ihres Verstecks in einer Villa in Mossul ums Leben gekommen. Am Donnerstag hatte die US-Armee Fotos ihrer Köpfe veröffentlicht, um Zweifel am Tod der beiden Männer auszuräumen. DNS-Tests sollen die Identität endgültig beweisen.

Der gestürzte Staatschef Saddam Hussein verstecke sich mit Hilfe einiger Stammesgruppen, die er dafür bezahle, ebenfalls in Mossul, sagte der stellvertretende Gouverneur der nordirakischen Stadt, Ibrahim Arafat, der türkischen Zeitung Hürriyet.

Auch die US-Armee vermute, dass Saddam Hussein sich in Mosul. "Nach den vorliegenden Informationen halte auch ich das für sehr wahrscheinlich", wurde der Vizegouverneur zitiert.

Ein ehemaliger Leibwächter Udais sagte der Londoner Times, Saddam Hussein und seine Söhne hätten Bagdad erst Mitte April nach dem Fall der Hauptstadt verlassen.

Das irakische Führungstrio habe zwar schon vorher die Möglichkeit gehabt, Bagdad zu verlassen, wollte jedoch gegen die einrückenden US-Soldaten kämpfen.

Zudem habe die strauchelnde Regierung vor dem Krieg keinerlei Planungen für eine Guerilla-Kriegsführung gegen die US-Besatzungsmacht gehabt. Erst bei einem "Treffen fünf oder sechs Tage nach dem Krieg" seien Möglichkeiten des Widerstands thematisiert worden.

Auch nach dem Tod der Saddam-Hussein-Söhne wird nach Einschätzung des Terrorismusexperten Rolf Tophoven die Gefahr von Anschlägen gegen US-Soldaten in Irak bestehen bleiben. Die Guerilla-Umtriebe in Irak würden "von ganz anderen Leuten" geführt, sagte Tophoven.

Als Beispiel nannte Tophoven arabisch-muslimische Söldner und al-Qaida-Kommandos. Sie nutzten die Situation in Irak als eine Art "Brandbeschleuniger", um "den heiligen Krieg gegen die verhassten Amerikaner zu führen".

Für die geplante multinationale Stabilisierungstruppe für Irak strebt die US-Regierung offenbar eine Schlüsselrolle der Nato an. Dieser Vorschlag sei beim Gespräch des türkischen Außenministers Abullah Gül mit seinem US-Kollegen Colin Powell in Washington zur Sprache gekommen, berichtete die türkische Zeitung Yeni Safak .

Den Informationen zufolge wollen sich die USA darum bemühen, dass die Irak-Truppe unter den "Schirm" der Nato gestellt werde. Deutschland und Frankreich sollten dazu bewegt werden, dieses Modell zumindest nicht durch ihr Veto in der Allianz zu blockieren.

US-Außenminister Colin Powell verteidigte in einem Interview mit der arabischsprachigen Tageszeitung El Hajat die Tötung der Hussein-Brüder. "Solange sie am Leben geblieben wären, wäre die Zukunft Iraks unsicher gewesen", sagte der Minister.

(sueddeutsche.de/AFP)

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