Machmud Abbas:Premier der Palästinenser und Terror-Kritiker

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Abbas agiert im Stillen - und effektiv.

Machmud Abbas haftete lange der Ruf eines geheimnisumwobenen Stellvertreters an. Im Gegensatz zu seinem laut tönenden Chef Jassir Arafat, der immer mal wieder den Märtyrertod preist und Israels Armee bezichtigt, sie werfe von Kampfflugzeugen aus vergiftete Bonbons auf den Gaza-Streifen, agierte Abbas im Stillen - und effektiv.

Der besser unter dem Spitznamen Abu Masen bekannte, stets elegant gekleidete PLO-Generalsekretär hat maßgeblich am Osloer Friedensvertrag mitgefeilt und hält trotz Intifada ständig Kontakt zur israelischen Regierung und zum israelischen Friedenslager. Sein Pragmatismus wird von den USA, Israel und westlichen EU-Staaten geschätzt. Sie sehen in ihm einen vertrauenswürdigen und geistreichen Palästinenserpolitiker, der die Autonomiebehörde reformieren könnte.

Dem palästinensischen Volk indes ist der Mann eher suspekt, da er über keine heroische militärische Vergangenheit verfügt wie Arafat, der sich in Kampfuniform kleidet.

Abbas hat zwar die Fatah mitgegründet, wirft der größten politischen Gruppe innerhalb der PLO jedoch vor, durch die Militarisierung die Palästinenser "in die Irre" geleitet zu haben. Die Gewalt, sagt der promovierte Jurist, habe "all das zerstört, was wir in den letzten Jahren erreicht hatten".

Das Amt des Ministerpräsidenten hat Arafat Abbas nicht freiwillig übergeben, sondern nur unter internationalem Druck. Das Nahost-Quartett brachte den Palästinenser-Präsidenten dazu, sein autokratisch geführtes Regime transparenter zu gestalten und noch vor allgemeinen Wahlen einen Ministerpräsidenten zuzulassen, während er selbst nurmehr symbolische Funktionen als Präsident übernehmen soll.

Abbas trat das Amt unter der Voraussetzung an, dass Arafat ihm weitgehende Autonomie zugestand. Er will nicht als Marionette Arafats im Sumpf der Autonomiebehörde untergehen.

Der Einfluss von Abbas auf die palästinensischen Terrororganisationen ist gering: Auf dem Gipfel in Akaba, wo er mit Ariel Scharon und US-Präsident George W. Bush erste Schritte zur Umsetzung der "Road Map" des Nahost-Quartetts vereinbarte, erklärte Abbas "Wir schwören dem Terror gegen Israel ab". Anschließend bemühte er sich um Gespräche mit den radikalen palästinensischen Organisationen Hamas, Islamischer Dschihad und der Fatah-Miliz "Al-Aksa-Brigaden". Diese kamen jedoch nicht zustande, da die Hamas dem Ministerpräsidenten zu weit gehende Zugeständnisse gegenüber Israel vorwirft.

Abbas wurde 1935 in Safed in Galiläa geboren, floh nach Israels Staatsgründung 1948 nach Syrien und kehrte erst Mitte der achtziger Jahre nach Aufenthalten in Katar, Tunesien, Libanon, Moskau und den Vereinigten Arabischen Emiraten ins Westjordanland zurück.

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