Gordon Brown stellt heute sein neues Kabinett vor, doch seine erste Aufgabe als neuer Premierminister ist eine ganz andere. Wie die britische Zeitung The Guardian berichtet, muss Brown einen handschriftlichen Brief verfassen, wie Großbritannien im Falle eines Nuklearangriffs reagieren soll.
Der Brief darf nur vom Kommandanten eines britischen Trident-U-Bootes nur in einem Falle geöffnet werden: Wenn er sich sicher ist, dass Premierminister Brown "nicht mehr in der Lage" ist, Befehle zu geben.
Angeblich werden verschiedene Möglichkeiten genannt: Die erste Variante besagt, sich dem Kommando der USA zu unterstellen, soweit dies möglich ist. Als weitere Optionen werden "Zurückschlagen" oder "Nach Australien fahren" genannt. Die letzte Möglichkeit ist simpel: "Use you own judgement" - Treffen Sie selbst die Entscheidung.
Erschrockener Blair
Der Guardian zitiert den Zeithistoriker Peter Hennessy, wonach Tony Blair "weiß im Gesicht" wurde, als ihm der Oberbefehlshaber erklärte, welche Folgen der Abschuss einer Trident-Atomrakete haben könnte. Die Briefe werden zerstört, wenn der jeweilige Premierminister aus dem Amt scheidet.
Unterdessen hat mit Patricia Hewitt ein erstes Kabinettsmitglied nach Browns Ernennung zum britischen Premierminister seinen Rücktritt eingereicht. In einem Brief an Brown erklärte die bisherige Gesundheitsministerin am Mittwoch in London, sie wolle künftig mehr Zeit in ihrem Wahlkreis und mit ihrer Familie verbringen.
Auch Innenminister John Reid hatte zuvor bereits seinen Rücktritt angekündigt. Laut Medienberichten könnte auch Außenministerin Margaret Beckett aus dem Kabinett scheiden, genauso wie Justizminister Lord Falconer.
An seinem ersten Tag im Amt will der britische Premierminister Gordon Brown die bisherige Regierung radikal umbilden.
Aus Regierungskreisen verlautete: Den wichtigen Posten des Außenministers bekommt der bisherige Umweltminister David Miliband. Der 41-Jährige wird damit einer der jüngsten Außenminister in der Geschichte des Landes sein. Er gilt als einer der kommenden Politiker in der Labour-Partei. Zum Irak-Krieg hat er sich in der Vergangenheit mehrmals kritisch geäußert.
"Regierung braucht Wechsel"
Das Amt des Schatzkanzlers, das Brown bisher hatte, soll nach Medienberichten sein enger Freund Alistair Darling bekommen. Der ehemalige Außenminister Jack Straw ist für das Justizministerium im Gespräch.
Innenminister John Reid hatte bereits seinen Rückzug angekündigt. Darling bestätigte im BBC-Radio Spekulationen, dass wichtige Ämter auch mit Mitgliedern anderer Parteien besetzt würden: "Die Regierung braucht einen Wechsel. Wir werden über traditionelle Parteigrenzen hinweg gehen."
Es wird erwartet, dass Brown seine Mannschaft an diesem Donnerstag um 13 Uhr MESZ vorstellen wird. Der 56-Jährige war am Mittwoch Tony Blair im Amt gefolgt.