Lohngleichheit:Hirnschmalz gefordert

Wenn die Koalition noch ein Gesetz zur Gleichstellung von Frauen beim Lohn will, muss die Kanzlerin Druck machen.

Von Constanze von Bullion

Ein halbes Jahr drückt die Koalition sich schon vor der Entscheidung, ob sie die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern per Gesetz verkleinern will oder nicht. Die SPD will dieses Gesetz, das für mehr Transparenz in Betrieben sorgen soll. Die Union will es nicht, und wenn es doch sein muss, dann so, dass es Arbeitgebern keine Arbeit macht. Um es abzukürzen: Dann kann man es auch ganz lassen, sollte aber den Mut haben, dies den Wählerinnen mitzuteilen. Es gibt kaum Länder in Europa, in denen die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern so groß ist wie in Deutschland. Auch wenn immer neue Statistiken belegen sollen, dass Frauen irgendwie selbst schuld sind an der Misere, weil sie Kinder kriegen, soziale Berufe ergreifen oder selten Chefinnen sind: Wer Chancengleichheit und mehr Frauen in Führungsjobs will - und das wollen angeblich alle - muss Betriebe verpflichten, ihre Beurteilungs- und Bezahlpraxis zu überprüfen. Das erfordert Hirnschmalz. Und nein, ohne Druck geht da gar nichts.

Von der Kanzlerin aber will das Land jetzt endlich klare Worte hören. Will sie dazu beitragen, Bewegung in die Köpfe zu bringen und eine eklatante Schieflage zu beseitigen, muss das Gesetz vor der Sommerpause auf den Weg gebracht werden, sonst ist es tot. Trödelt Angela Merkel weiter, weil in der Union Gedöns eben doch Gedöns bleibt, ist das auch ein Statement. Die Wählerinnen werden es beantworten.

© SZ vom 20.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: