Liberia:3000 US-Soldaten stehen zur Unterstützung bereit

Lesezeit: 2 min

Am Donnerstag soll die westafrikanische Friedenstruppe den Hafen der Hauptstadt Monrovia übernehmen. Das Pentagon hat erklärt, die amerikanischen Einheiten vor der Küste könnten bei Problemen als schnelle Eingreiftruppe eingesetzt werden. Die UN will Ex-Machthaber Charles Taylor wegen Kriegsverbrechen vor Gericht stellen.

Den möglichen Einsatz der US-Soldaten habe US-Kommandeur Thomas Turner dem nigerianischen Chef der westafrikanischen ECOMIL-Truppe, Festus Okonkwo, am Dienstag in Monrovia angeboten, sagte ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums in Washington.

Zunächst sollten die Marineinfanteristen aber lediglich helfen, den Einsatz zu koordinieren.

Derzeit wird Monrovias Hafen von Rebellen der LURD (Vereinigte Liberianer für Versöhnung und Demokratie) kontrolliert. Die Übernahme durch ECOMIL-Truppen wurde vom Generalsekretär der LURD, Sékou Fofana, und dem Kommandeur der Friedenstruppe vereinbart, sagte US-Botschafter John Blaney am Dienstag in Monrovia.

Die LURD habe für Donnerstagmittag den Zugang zum "Hafen und allen seinen Einrichtungen" zugesichert.

Die Rebellen verpflichten sich zudem, die ECOMIL-Soldaten nicht anzugreifen und mit der Truppe "voll zusammenzuarbeiten".

Sobald die ECOMIL-Soldaten auf der Insel Bushrod, die den Hafen beherbergt, stationiert seien, wollten sich die Rebellen zurückziehen.

Okonkwo habe im Gegenzug zugesichert, dass auch alle bewaffneten Anhänger von Ex-Präsident Charles Taylor dann das Zentrum Monrovias verlassen würden, sagte Fofana.

Das Rückzugs-Abkommen hatte der Befehlshaber der US-Soldaten auf den Kriegsschiffen vor der Küste, Thomas Turner, und US-Botschafter John Blaney ausgehandelt, wie die CNN am Dienstag berichtete.

Kämpfe mit den Model-Rebellen

Regierungstruppen und Kämpfer der Rebellengruppe Model lieferten sich unterdessen neue Gefechte auf der Straße zwischen der Hafenstadt Buchanan und dem Flughafen von Monrovia, berichtete der britische Sender BBC. Beide Seiten beschuldigten sich gegenseitig, die bislang informelle Waffenruhe gebrochen zu haben.

Moses Blah, der Nachfolger von Charles Taylor, hatte an seinem ersten Tag im Amt an die Rebellen appelliert, die Waffen niederzulegen. "Bitte hört mit den Kämpfen auf", sagte er in einem Interview mit der BBC. In Ghana gehen die Friedensverhandlungen unter Aufsicht der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS weiter. Nach deren Plan soll Blah im Oktober von einer neutralen Übergangsregierung abgelöst werden.

Taylor wegen Kriegsverbrechen angeklagt

Der UN-Sondergerichtshof in Sierra Leone forderte am Dienstag die Auslieferung von Ex-Präsident Charles Taylor aus dem nigerianischen Exil für einen Kriegsverbrecher-Prozess. Regierungen afrikanischer Länder, insbesondere Nigerias, müssten "dafür sorgen, dass Taylor vor Gericht gestellt wird", heißt es in einer am Dienstag am New Yorker UN-Sitz veröffentlichten Erklärung der UN-Ankläger.

Taylor wurde bereits in Abwesenheit vor dem auf Beschluss des UN-Sicherheitsrates geschaffenen Gericht in Freetown wegen Kriegsverbrechen angeklagt. Ihm werden insgesamt 17 Fälle von Verbrechen gegen die Menschlichkeit sowie Verletzungen der Genfer Konvention vorgeworfen, die er von 1996 bis 2000 durch seine direkte Unterstützung der für Grausamkeiten bekannten Rebellentruppe RUF in Sierra Leone begangen haben soll.

Auch die USA drohen Taylor: Das nigerianische Exil schütze ihn nicht vor einem Verfahren, sagte US-Präsidentensprecherin Claire Buchan. Zugleich räumte sie ein, die USA hätten keinen Einfluss auf die Arbeit des UN-Tribunals.

Zuvor hatte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International an die Regierung Nigerias appelliert, Taylor zu verhaften. Nigeria müsse ihn entweder an das UN-Gericht ausliefern oder selbst ein Strafverfahren gegen ihn eröffnen. Der nigerianische Präsident Olusegun Obasanjo hatte das Exil-Angebot für Taylor mit dem Wunsch begründet, Liberia den Frieden zu ermöglichen.

Die humanitäre Hilfe für die hungernde Bevölkerung steht nach dem Machtwechsel in Liberia jetzt im Mittelpunkt. Die Hilfsorganisationen warten weiterhin auf den Rückzug der Rebellen aus dem Hafengebiet. Erst dann sei die Versorgung der Stadt auf dem Seeweg wieder möglich.

© sueddeutsche.de/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: