Libanon-Krieg:Amnesty wirf Israel Kriegsverbrechen vor

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Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International erhebt schwere Vorwürfe: Israel habe vorsätzlich zivile Ziele bombardiert. Rund ein Viertel der libanesischen Zivilbevölkerung habe flüchten müssen.

Der am Mittwoch veröffentlichte Amnesty-Bericht kommt zu dem Schluss, dass die israelische Regierung im Libanon-Krieg vorsätzlich zivile Infrastruktur angegriffen habe, darunter Ziele ohne offenbare strategische Bedeutung: "Die Zerstörung Tausender Häuser sowie zahlreicher Brücken, Straßen, Wasserwerke und Treibstofflager gehörte von Anfang an zur israelischen Militärstrategie im Libanon."

Syriens Präsident Assad (Foto: Foto: dpa)

ai: mehr als 7000 Angriffe

Gudrun Sidrassi-Harth, ai-Libanon-Expertin sagte: "Viele dieser Angriffe waren vorsätzlich, unverhältnismäßig und unterschieden nicht zwischen militärischen und zivilen Zielen. Die israelische Regierung hat in diesen Fällen Kriegsverbrechen begangen."

Muster, Reichweite und Ausmaß der Angriffe machten Israels Behauptung, dass es sich dabei um so genannte Kollateralschäden im Rahmen rechtmäßiger Angriffe gehandelt habe, schlicht unglaubwürdig, so Sidrassi-Harth weiter.

Dem ai-Bericht zufolge hat die israelische Luftwaffe zwischen dem 12. Juli und 14. August über 7000 Angriffe auf rund 7000 Ziele geflogen. Hinzu kamen 2500 Bombardierungen durch die israelische Marine. Es habe über 1100 Tote auf libanesischer Seite gegeben, davon etwa ein Drittel Kinder, 4054 Menschen seien verletzt worden und 970.000 - rund ein Viertel der libanesischen Zivilbevölkerung - hätten fliehen müssen, heißt es in dem Bericht weiter.

Der Bericht basiert auf den Ergebnissen einer ai-Delegation, die mehrere Wochen im Libanon tätig war.

Unterdessen ist die libanesische Armee am Dienstag weiter in Richtung der israelischen Grenze vorgerückt. Nach Armeeangaben wurde die Truppenpräsenz in der Region um Kfar Schuba, Schebaa und Chiam im Südosten des Landes verstärkt.

Drohungen aus Damaskus

Die UN-Militärbeobachtertruppe im Südlibanon teilte außerdem mit, libanesische Soldaten hätten am Montag südlich von Beit Jahun Positionen bezogen, die UNIFIL-Soldaten zuvor von der abziehenden israelischen Armee übernommen hätten.

Syriens Präsident Baschar el Assad lehnte Forderungen Israels nach Entsendung einer internationalen Truppe an die syrisch-libanesische Grenze ab. Ein solcher Einsatz sei ein "feindseliger Akt" gegenüber seinem Land, sagte Assad in einem Interview mit dem Fernsehen von Dubai.

Israel will die Blockade der libanesischen Gewässer und des Luftraums erst aufheben, wenn eine internationale Truppe an der Grenze zu Syrien und im Flughafen von Beirut stationiert wird. Auf diese Weise soll der Schmuggel von Waffen an die radikalislamischen Hisbollah-Milizen unterbunden werden.

© sueddeutsche.de/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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