Lebensqualität:Die Daten wären da...

Wie die Regierung meint, Wohlstand messen zu müssen.

Von Michael Bauchmüller

Die Feststellung, dass Geld allein nicht glücklich macht, ist so alt wie wahr. So wenig aber Reichtum ein Gradmesser von Glück ist, so wenig ist Wachstum einer für Wohlstand. Ein Staat kann so reich sein wie Katar und gleichzeitig Menschen wie Sklaven halten - oder er kann wachsen wie China und gleichzeitig seine Städte unter Dunstglocken von Smog verschwinden lassen. Wohlstand hat mehr Facetten, als Wachstumszahlen je abbilden können.

Auch Union und SPD hatten das vor Augen, als sie sich für diese Legislaturperiode ein "Indikatoren- und Berichtssystem

zur Lebensqualität" vornahmen. Neben dem ökonomischen Fortschritt sollte es auch jenen bei Umwelt und sozialer Gerechtigkeit aufspüren. Auch ein Konzept dazu gibt es nun. Aber von den Grünen.

Die Regierung setzt bei der Suche nach dem Wohlstands-Maß erst mal auf "Bürgerdialoge". Landauf, landab lassen sich Kabinettsmitglieder nun erzählen, was den Leuten so auf den Nägeln brennt. Das kommt bestimmt gut an, ist aber nicht mehr als inszenierte Mitbestimmung - völlig folgenlos. Denn so wenig Reichtum über Glück aussagt, so wenig sagen die Sorgen Einzelner über den Wohlstand der Gesellschaft. Dabei gibt es längst Daten dazu: die Verteilung von Einkommen und Vermögen, der Zustand von Böden und Gewässern, Gesundheit und Bildung. Nur bergen sie unangenehme Wahrheiten: Nicht überall im Land geht es aufwärts.

© SZ vom 10.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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