Lateinamerika:Überall läuft alles schief

Der Rohstoffexport macht korrupte Eliten stark. Sie werden die Macht nicht so bald wieder loslassen.

Von Sebastian Schoepp

Es ist noch nicht lange her, da schien Lateinamerika ein Beispiel für eine Erneuerung von links zu sein. Mit viel Hoffnung hievten die Wähler Regierungen ins Amt, die gegen den Welttrend soziale Akzente in der Wirtschaftspolitik setzten und Transparenz in die Gesellschaft brachten. Das ist Geschichte. Beim Amerikagipfel in Lima gab der Halbkontinent ein desaströses Bild ab.

Eigentlich läuft überall alles schief: Im Gastgeberland musste erst vor Kurzem der Präsident wegen Korruptionsvorwürfen gehen. Mexiko versinkt mehr denn je in Gewalt. Brasilien scheint nach der Ermordung einer linken Stadträtin in Rio und der Inhaftierung Lulas auf dem Weg in eine Art postmoderne Rechtsdiktatur zu sein. Doch nicht nur von rechts droht Gefahr: Venezuela, einst Ausgangsland der Erneuerung, leidet unter einem autoritären System, weshalb Präsident Maduro gar nicht erst nach Lima kommen durfte.

Der Grund, warum Lateinamerika seine Zukunft binnen so weniger Jahre verspielt hat, liegt auf der Hand. Auch der wohlmeinendsten Regierung kann es nicht gelingen, innerhalb von ein, zwei Wahlperioden die fatale Abhängigkeit vom Rohstoffexport zu beenden. Dieser aber macht korrupte Eliten stark, die nun auch politisch wieder das Ruder übernommen haben. Sie werden es so bald nicht mehr loslassen.

© SZ vom 16.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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