Lager Friedland:Steigende Zahl von Spätaussiedlern

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Deutschland ist weiter ein begehrtes Ziel von Aussiedlern aus der früheren Sowjetunion. Vor allem aus Kasachstan kommen viele Menschen.

Deutschland bleibt ein begehrtes Ziel für Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion. Die Zahl der eingereisten Spätaussiedler hat sich 2017 im fünften Jahr in Folge erhöht. Bis zum Jahresende wurden im Aufnahmelager für Aussiedler im niedersächsischen Friedland 7134 Ankömmlinge aus Staaten der früheren Sowjetunion registriert. Dies seien etwa 500 mehr als im Jahr 2016, sagte der Leiter der Einrichtung, Heinrich Hörnschemeyer. Bei den meisten der Neuankömmlinge im vergangenen Jahr habe es sich um jüngere Familien gehandelt, die hier bereits Verwandte haben.

Die Zahl der Spätaussiedler hatte 1990 mit knapp 400 000 Menschen einen Rekordwert erzielt und erreichte dann im Jahr 2012 mit etwa 1800 ihren Tiefstand. Seither ist sie kontinuierlich gestiegen.

Ein wesentlicher Grund für die Entwicklung sei der Wegfall der Zuzugssperre für Familienangehörige, sagte der Göttinger Historiker Alfred Eisfeld, der sich auf das Thema spezialisiert hat. Zudem sähen vor allem viele der in Kasachstan lebenden Deutschen für sich dort keine Perspektive mehr. Er rechne deshalb auch weiterhin mit zahlreichen Aussiedlern, sagte Eisfeld.

In Kasachstan leben nach Angaben des Wissenschaftlers derzeit noch etwa 160 000 Deutsche. "Die Situation dort ist für sie nicht leichter geworden. Die Umgebung ist in hohem Maß nationalistisch gesinnt. Da kommen sich Nicht-Kasachen oft zurückgesetzt und verloren vor." Die Integration der Spätaussiedler in Deutschland ist nach Eisfelds Einschätzung überwiegend gelungen, obwohl sie für viele Betroffene mit einem sozialen Abstieg verbunden sei. "Dies betrifft vor allem Menschen mit Hochschulausbildung, deren Abschlüsse nicht anerkannt wurden." Sie hätten größtenteils Tätigkeiten unter ihren Möglichkeiten aufnehmen müssen.

Das Lager Friedland im Landkreis Göttingen ist die bundesweit einzige Aufnahmeeinrichtung für Aussiedler. Sie hat derzeit etwa 800 Betten. Ein Drittel davon ist in der Regel mit Aussiedlern belegt und zwei Drittel mit Flüchtlingen aus unterschiedlichen Staaten.

© SZ vom 15.01.2018 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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