Der ehemalige Generalsekretär der KPdSU und sowjetische Präsident Michail Gorbatschow hat die Stationierung von Teilen des amerikanischen Raketenabwehrsystems in Europa heftig kritisiert. "Ich hoffe, dass sich der Kalte Krieg nicht wiederholen wird", sagte der Friedensnobelpreisträger am Mittwoch in einem CNN-Interview. Selbstsicherheit und Arroganz würden möglicherweise zu einer ähnlichen Situation wie beim Irakkrieg führen, so Gorbatschow. Und weiter: "Wir müssen Chancen nutzen, dies zu vermeiden."
Er rief die USA auf, Raketenabwehr-Experimente in Europa einzustellen. Die USA würden sich damit selbst in die Enge treiben: "Sie haben die das Vertrauen der Welt verloren." Die Kritik des russischen Präsidenten Wladimir Putin an der Raketenabwehr-Politik sei durchaus berechtigt: "Wir werden in ein erneutes Wettrüsten hineingezogen." Das einschüchternde Verhalten Amerikas entspreche nicht der Stimmung, die nach dem Ende des Kalten Krieges vorherrsche. "Europa ist kein Versuchskaninchen", so Gorbatschow.
US-Präsident George W. Bush versucht unterdessen den Streit mit Russland über die geplante US-Raketenabwehr zu entschärfen. Bush sagte während des G-8-Treffens in Heiligendamm, er hoffe, dass er Putin bei dem geplanten Vier-Augen-Gespräch davon überzeugen könne, dass die Diskussion über das Raketenabwehrsystem ohne "Überreaktionen" erfolgen könne.
Die geplante Raketenabwehr richte sich allein gegen "Schurkenstaaten", die den freien Westen erpressen könnten. Bush schlug Moskau erneut vor, sich an dem Raketenabwehrsystem zu beteiligen und sich auch in der Militärtechnologie mit den USA auszutauschen. Er freue sich auf die Begegnung mit Putin.