Kongo nach der Wahlentscheidung:Bembas Spiel mit dem Feuer

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Nimmt Verlierer Bemba seine Niederlage nicht hin, droht in der Mitte Afrikas ein neuer Krieg. Doch selbst wenn es zunächst friedlich bleiben sollte: Ohne den Beistand der Europäer, Amerikaner und der UN scheitert der Aufbau des Landes - und der Kongo fällt zurück in Chaos und Gewalt.

Ein Kommentar von Arne Perras

Jean-Pierre Bemba hat immer beteuert, er sei ein guter Demokrat. Nun muss der frühere Kriegsfürst im Kongo beweisen, dass er auch ein guter Verlierer ist.

Wahlsieger Joseph Kabila (Foto: Foto: ddp)

Denn sein Rivale, der amtierende Übergangspräsident Joseph Kabila, hat die Wahl im Herzen Afrikas nach Auszählung aller Stimmen deutlich gewonnen.

Bembas Lager aber fügt sich nicht, es sendet bedrohliche Signale aus. Seine Anhänger schreien, dass sie betrogen worden seien, und dass sie sich nun nicht mehr gebunden fühlten an die Spielregeln, die sie vor der Wahl hingenommen hatten.

Dies wird, selbst wenn alles gutgehen sollte, noch Jahrzehnte dauern. Der Beistand der Europäer, Amerikaner und der UN ist dafür unerlässlich, weil die politische Kultur im Kongo nach Jahren der Diktatur und des Krieges völlig verkommen ist.

Sollte das Land implodieren, würde sich die Weltgemeinschaft wohl frustriert abwenden. Schließlich hat sie viele Milliarden im kongolesischen Busch ausgegeben, um das riskante Wahlexperiment zum Erfolg zu bringen. Scheitert es, würde kaum eine Regierung mehr zahlen. Die UN und die Europäer würden ihre Truppen abziehen, alle Wege, den Kongo zu befrieden, wären blockiert.

Neue Unruhen befürchtet

Es steht also sehr viel auf dem Spiel in Kinshasa. Wenn sich Bemba aber von seinen Anhängern zum Wahlsieger erklären lässt, so kann dies nur bedeuten, dass er Unruhe stiften will. Offenbar erwägt er, in die alte Rolle des Kriegers zu schlüpfen, um auf anderem Wege Macht, Einfluss und Geld zu erringen.

Im schlimmsten Fall kann er seinen Rivalen Kabila so sehr reizen, dass der seine Präsidentengarde losjagt. Dann müssen die Blauhelme und die Eufor-Truppe eingreifen. Niemand kann darauf vertrauen, dass sie auch die Kraft besitzen, die Flammen wieder auszutreten.

Selbst wenn nicht alles glatt gelaufen ist bei diesen Wahlen - es ist unwahrscheinlich, dass sich Kabila einen solch großen Vorsprung erschlichen hat wie von Bemba behauptet. Die Wahlkommission mag nicht perfekt sein, doch sie ist auch kein Werkzeug Kabilas.

Zudem wurde der Wahlprozess sorgfältig von den UN vorbereitet und von so vielen Beobachtern begleitet, dass Betrug im großen Stil aufgefallen wäre. Sicher hat Bemba ein Recht darauf, dass seine Vorwürfe geprüft werden. Doch der Rebell von einst ist nur dann ein guter Demokrat, wenn er seine Scharfmacher jetzt zurückpfeift. Dann hätten die Menschen im Kongo sehr viel gewonnen.

© SZ vom 16.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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