Konflikte in Afrika:"In Simbabwe hilft kein Druck"

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Für die Kontrahenten in Simbabwe müsse Raum für einen Dialog bleiben, fordert der UN-Sondergesandte Joaquim Chissano. Immer wenn auf Robert Mugabe Druck ausgeübt worden sei, habe sich die Situation nur verschlechtert.

Franziska Brüning

Joaquim Chissano, ehemaliger Staatspräsident der Republik Mosambik, ist als Sondergesandter des Generalsekretariats der Vereinten Nationen für das Gebiet in Afrika zuständig, in dem die ugandische Rebellenorganisation Lord's Resistance Army (LRA) operiert.

Joaquim Chissano, Sondergesandter des Generalsekretariats der Vereinten Nationen (Foto: Foto: AP)

SZ: Herr Präsident, Sie vermitteln im Konflikt in Uganda. Macht es noch Sinn mit Joseph Kony, dem Führer der LRA, zu verhandeln?

Joaquim Chissano: Meine Rolle ist nicht nur, die Verhandlungen zu erleichtern, sondern die militärische und soziale Situation in diesem Gebiet zwischen dem Norden Ugandas, dem Süden des Sudan, dem Nordosten Kongos und der Zentralafrikanischen Republik im Auge zu behalten. Im Augenblick befinden wir uns in einer Sackgasse. Herr Kony ist verschwunden, er hat alle Verbindungen zu den Vermittlern, aber auch zu seiner eigenen Gruppe abgebrochen.

SZ: Sollen die internationalen Haftbefehle des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag gegen die Führungsspitze der LRA aufrechterhalten werden oder zerstören sie den Friedensprozess?

Chissano: Alle Verhandlungen haben zum Ziel, eine Alternative zu diesen internationalen Haftbefehlen zu finden. Und ich glaube, diese Alternative wurde schon gefunden. In Uganda ist ein Oberster Gerichtshof geschaffen worden, der in Verbindung mit den international üblichen Maßnahmen zur Verfolgung schwerer Verbrechen, in der Lage ist, sich dieser Sache anzunehmen. Beide Methoden müssen zusammengebracht werden. Ich zähle aber vor allem auf die nationale Justiz Ugandas, um das Land zu versöhnen.

SZ: Angeblich vermitteln Sie auch im Konflikt in Simbabwe. Stimmt das?

Chissano: Das stimmt nicht. Aber ich habe gerade einen Aufruf an die Regierung in Simbabwe unterzeichnet, der von vierzig wichtigen afrikanischen Persönlichkeiten unterschrieben worden ist.

SZ: Sie haben 2005 in Mosambik aus freien Stücken auf ein weiteres Mandat als Staatspräsident verzichtet. Was halten Sie von Robert Mugabe in Simbabwe?

Chissano: Die Wahlen sind ja noch nicht abgeschlossen. Noch kann ich nicht sagen, ob Mugabe auf sein Amt verzichten wird. Man muss ihm Platz für einen Dialog lassen. Veränderung durch Druck ist nicht von Dauer. Immer wenn in Simbabwe Druck ausgeübt worden ist, hat sich die Situation verschlechtert. Die Afrikaner und der Rest der Welt müssen darüber wachen, dass die Wahlen friedlich und gerecht ablaufen und an die Parteien appellieren, das zu respektieren. Danach muss es einen Neuanfang geben, um die wirtschaftliche Lage zu verbessern. Wir müssen an das Volk denken, das unter der Embargo-ähnlichen Situation leidet. Niemand kooperiert mehr mit Simbabwe. Die Europäer und Amerikaner konzentrieren sich zu sehr auf Mugabe. Für mich ist nicht wichtig, ob Mugabe sein Amt abgibt, sondern ob es einen Neuanfang gibt.

© SZ vom 18.06.2008/buma - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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