Konflikt mit PKK:USA wollen Türkei von Krieg im Nordirak abhalten

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US-Außenministerin Rice hat Ankara eine Verdoppelung der Anstrengungen gegen die PKK zugesagt - um so einen türkischen Einmarsch in die irakische Kurdenregion zu verhindern.

Kai Strittmatter, Istanbul

Die USA bemühen sich in intensiven Gesprächen, die Türkei von einer Offensive gegen die kurdischen PKK-Rebellen im Nordirak abzuhalten. US-Außenministerin Condoleezza Rice versprach der Türkei am Freitag in Ankara aber "effektive Unterstützung" im Kampf gegen die PKK.

Diese sei eine "Terrororganisation" und "gemeinsamer Feind" von USA und Türkei. Rice versprach, die USA würden ihre Anstrengungen im Kampf gegen die PKK "verdoppeln". Bei jedem Vorgehen müsse aber die Stabilität im Irak beachtet werden. Der türkische Außenminister Ali Babacan betonte, die Geduld seiner Regierung sei am Ende: "Die Zeit der Worte ist vorbei, wir wollen Taten sehen."

Rice war am Freitag in der Türkei eingetroffen, um an einer internationalen Konferenz der Irak-Nachbarländer in Istanbul teilzunehmen, bei der auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier erwartet wird. In Ankara traf sie zunächst mit Premier Tayyip Erdogan, Präsident Abdullah Gül und Babacan zusammen.

Rice soll bei ihrer Reise den Boden bereiten für einen Besuch Erdogans in Washington am Montag. Die Türkei hat mehrmals zu verstehen gegeben, dass Erdogans Treffen mit US-Präsident George W. Bush ihr letzter diplomatischer Versuch in dem Konflikt mit der PKK sein wird.

Unklar war zunächst, welche Unterstützung Rice der Türkei in Aussicht gestellt hat; die Details sollen am Montag in Washington besprochen werden. Laut türkischen Medien haben die USA der Türkei bereits in den vergangenen Tagen Geheimdienst-Informationen über die Lage der PKK-Camps im Nordirak zukommen lassen.

Den Türken ist das nicht genug. Babacan erklärte, den USA hätten eine "Schlüsselrolle" bei der Bekämpfung der PKK. Die Türkei weigert sich, direkt mit den Führern der autonomen Kurdenregion im Nordirak zu sprechen und beschuldigt sie der Kooperation mit der PKK.

100.000 Soldaten an der Grenze

Die USA haben bisher nichts gegen die kurdischen Rebellen im Nordirak unternommen, weil sie um die Stabilität in der relativ ruhigen Region des Irak fürchten. Beobachter erwarten jedoch schon bald Militärschläge gegen PKK-Camps, wenn die USA weiter untätig bleiben. Eine solche Erwartungshaltung haben türkische Medien und Politiker in jüngster Zeit mit scharfer Rhetorik aufgebaut.

Die Armee hat 100.000 Soldaten an der Grenze zusammengezogen. Ankara versuchte jedoch in den vergangenen Tagen die Befürchtungen von Kurdenführern im Nordirak zu zerstreuen, in Wirklichkeit seien sie das Ziel und nicht die PKK.

"Wir sprechen von einer Operation, nicht von Krieg", sagte Erdogan. Und Babacan betonte, Ziel sei "weder der Irak, noch das irakische Volk, noch das irakische Territorium noch irakische Ressourcen. Ziel sind lediglich die Terroristen".

Die kurdische Arbeiterpartei PKK griff 1984 zu den Waffen, in dem folgenden Bürgerkrieg starben mehr als 35.000 Menschen. Nach der Festnahme ihres Führers Abdullah Öcalan 1999 erklärte sie einen einseitigen Waffenstillstand. Seit etwa zwei Jahren jedoch verübt die PKK wieder vermehrt Anschläge auf türkische Zivilisten und Soldaten, oft von ihren Verstecken in den Bergen des Nordirak aus. Allein im vorigen Monat tötete die PKK mehr als 30 Soldaten, jetzt drohte die Türkei mit grenzüberschreitenden Gegenschlägen.

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